Ich beginne mal damit, dass ich keine Ahnung habe, welcher Flair hier der passende ist: Infrastruktur, Recht, Humor … Ich bin mir nicht mehr sicher.

    Worum geht es? Vor etwas weniger als einer Stunde fuhr ich mit dem Fahrrad zu den Büroräumen meines Arbeitgebers. Eine Straße davor erblickte ich beim Einbiegen das gelbe Licht einer Warnblinkanlage an einem unbesetzten Fahrzeug, das in einer Kurve und halb auf der Fahrbahn stand. Es war eine dieser langen Limousinen mit dem Stern auf der Motorhaube. "Klassischer Fall von: Warnblinker sticht StVO", dachte ich mir. Dann sah ich jedoch gegenüber am Kiosk/Café ein Polizeifahrzeug und überlegte kurz, ob ich die Beamten darauf ansprechen sollte. Aber dann dachte ich mir, dass sie wahrscheinlich wieder irgendwas von Zuständigkeiten erzählen und mich mit Paragrafen wie 1213 abspeisen würden.

    Doch zu meiner Überraschung handelte es sich um die Stadtpolizei, also das Ordnungsamt im Polizei-Cosplay. Da ich gerade keine Zeit für eine weg.li-Meldung hatte, dachte ich: "Okay, das ist deren Job" und hielt kurz an.

    "Moin, das Auto da drüben", sagte ich und zeigte mit der Hand, "parkt etwas ungünstig und ragt in die Fahrbahn hinein."

    "Der stand schon da, als wir ankamen. Aber lassen Sie das mal unsere Arbeit sein, Anzeigen ist unser Job", antwortete einer der beiden, nach einer kurzen Pause.

    Ich fuhr wortlos, mit einem Kopfnicken, weiter, ging ins Büro, holte meine Unterlagen, schnackte kurz mit einer Kollegin und machte mich wieder auf den Weg.

    Auf der Rückfahrt, etwa 15 Minuten später, stand das Auto immer noch da und blinkte vor sich hin. Das Ordnungsamt saß immer noch gegenüber, trank Kaffee und dampfte vor sich hin. Da dachte ich mir, ich spreche sie nochmal an.

    "Immer noch da, wie das Auto sehe ich :D" Mein Versuch, locker ins Gespräch zu kommen, wurde mit einem knappen "Ja." abgeschmettert. Nach einem kurzen, allgemeinen Schweigen schoben sie hinterher: "Wir haben das im Blick und warten auf den Fahrer. Fahren Sie mal ruhig weiter."

    Also fuhr ich weiter, die Situation war irgendwie unangenehm.

    Etwa 45 Minuten später kam ich wieder an derselben Stelle vorbei. Das Auto stand noch immer da, aber das Ordnungsamt war verschwunden. Da ich jetzt Zeit hatte und ehrlich gesagt kein Vertrauen mehr in die beiden Stadtpolizisten hatte, öffnete ich weg.li und begann, den Vorfall zu erfassen. Als ich ein Foto machen wollte, wurde ich plötzlich aus einem Fenster angebrüllt, ich solle sein Auto nicht fotografieren. Ich entgegnete, dass er ziemlich beschissen parke und das schon seit geraumer Zeit. Daraufhin erfuhr ich, dass das Ordnungsamt ihn darauf bereits angesprochen habe. Sie hätten die Situation im Auge behalten und ihm erlaubt, dort zu stehen, da die Autos ja noch vorbeikämen, auch wenn die Fußgänger jetzt einen kleinen Umweg laufen müssten.

    Ich sagte: "Na gut, dann passt das ja", und schloss meine weg.li Meldung ab.

    Aber mal ehrlich: Hat das Ordnungsamt hier gerade Arbeitszeit investiert, um einem ziemlich dreisten Falschparker den Rücken zu stärken? Was läuft hier bitte schief?

    by goddi23a

    4 Comments

    1. Das beruhigendene ist, dass es keine Rolle spielt, ob man es mit Ordnungsamt, Polizei oder sonstigen (nicht)zuständigen zu tun hat.

      Fahrbares motorisiertes Blech wird immer gewinnen.

      Diskussion vor Ort macht keinen Sinn, man wird abgewimmelt, belehrt vielleicht auch bedroht (wenn man sein Telefon zückt um weg.li zu nutzen). Gerne auch von Polizisten in Form von fahrradstreifen (die maximal ausweichende Radfahrer davon abhalten, auf die Auto-Spuren auszuweichen und stattdessen zum schieben auf dem Gehweg nötigen).

    2. Mich wundert gar nichts mehr… Ist ja auch einfacher als echte Arbeit zu leisten und als Bürger was dagegen tun kann man scheinbar auch nicht.

    3. Das Ordnungsamt handelt nach dem Oportuniätsprinzip (?). Soll heißen, ob man Anzeigen von Privat überhaupt behandelt, was wer, wie wo wann kontrolliert wird.

      Aus Arbeitnehmersicht quasi DER furz-feuchte Tagtraum!

      Aus Sicht einer Person, die auf Ordnungsamt in der Bundeshauptstadt, bayerischen Kleinstädten (und allen Variationen urbaner humanoider Siedlungen dazwischen) angewiesen war/ist, ist es jedes Mal eine durchweg hoffnungsraubende Begegnung.

      Das klassische “Tja” umschreibt dieses Aushängeschild deutscher Bürokratie durchaus treffend…

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