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    Die Verkehrswende soll her – gegen verstopfte Städte und Autobahnen, gegen marode Bahnen und das aufgeheizte Klima. Aber wie sieht es in Nordrhein-Westfalen aus? Lohnt sich ein Wechsel auf ÖPNV, Lastenrad und Co? Und wie barrierefrei sind unsere Innenstädte? Anna Planken und Daniel Aßmann fahren durch NRW und zeigen, wo sich schon was bewegt und wo es nicht voran kommt.

    00:01:40 Womit kommt man schneller ans Ziel: Fahrrad oder ÖPNV?
    00:04:30 Ohne Auto auf dem Land? Das Mobilitäts-Experiment mit Familie Bergers I
    00:08:36 Wie gefährlich ist es mit dem Fahrrad in der Stadt?
    00:19:55 Pendeln in Großstädten: Vom Auto auf’s Rad umsteigen? I
    00:27:44 Radschnellweg RS1: Dauerbaustelle oder Gamechanger?
    00:38:00 Ohne Auto auf dem Land? Das Mobilitäts-Experiment mit Familie Bergers II
    00:40:32 Menschenfreundliche Innenstädte: Schlecht für die Wirtschaft?
    00:53:00 Pendeln in Großstädten: Vom Auto auf’s Rad umsteigen? II
    01:00:00 Barrierefreiheit im Verkehr: Ein verdrängtes Problem
    01:09:44 Ohne Auto auf dem Land? Das Mobilitäts-Experiment mit Familie Bergers III
    01:13:05 Stillstand auf den Gleisen: Verspätungen und fehlendes Personal im Bahnverkehr
    01:21:05 Lastenräder im Handwerk: Nur Trend oder eine mobile Lösung?
    01:27:25 So fährt NRW: Fazit von Anna Planken und Daniel Aßmann

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    🚴‍♀️ Anna Planken auf Instagram: https://www.instagram.com/anna.planken/
    🚴‍♂️ Daniel Aßmann auf Instagram: https://www.instagram.com/assmanns.abenteuer/
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    Ein Beitrag von Jörn Bergmann. Dieser Beitrag wurde im Jahr 2024 produziert. Alle Aussagen und Fakten entsprechen dem damaligen Stand und wurden seitdem nicht aktualisiert.
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    #WDR #WiefährtNRW #NRW #Verkehr #Verkehrswende #Bahnen #Autobahn #AnnaPlanken #DanielAßmann #Pendler

    * Musik * NRW ist Pendlerland. Stell dir vor, 5 Mio. Leute müssen jeden Tag von ihrer Stadt in eine andere pendeln, um zu arbeiten. Da gibt es Parkplatznot, da gibt es jede Menge Staus und Baustellen. Und trotzdem fahren 7 von 10 mit dem Auto. Geht das nicht anders? Wie können wir besser pendeln? * Musik * Sind Fahrrad, Bus und Bahn jetzt wirklich keine Alternative? Geht es überhaupt ohne Autos? Und welche Überraschungen können wir da erleben? Ich würde sagen, wer zuerst da ist. (beide) Auf die Plätze, fertig, los! Aufs Auto verzichten, klar, aber was heißt das im Alltag? Hier kommen wir nicht durch. Das ist die beschissenste Ampel dieser Welt. Wir starten ein Tauschexperiment mit dem Fahrrad zur Arbeit. Ich freue mich wirklich darauf, Fahrrad zu fahren. Was eigentlich total bescheuert ist, weil ich liebe mein Auto. Unsere Städte werden autofreier. (alle) Die Straße gehört uns! Aber was passiert auf dem Land? Herr Puhe, was ist jetzt? Schon Feierabend? Ein Haufen, sehen Sie ja. Ich fahre um 5:16 Uhr und komme eine Dreiviertelstunde zu spät. Und alle anderen Mitarbeiter auch. Wie fährt NRW? * Hupen * Untertitel: WDR mediagroup GmbH im Auftrag des WDR Wir machen ein Wettrennen. Ohne Auto. Daniel mit dem Bus und ich mit dem Fahrrad. Wer ist zuerst am Ziel? Alles, was wir haben, ist eine Adresse in Oberhausen. Arenastraße 11 mit den öffentlichen Verkehrsmitteln. 10:33 Uhr, in 1 min. 957, wo fährt der? 957. Start. Hallo. Kann ich bei Ihnen auch ein Ticket kaufen? Das ist das längste Rot, was ich je erlebt habe hier in Oberhausen. Ah, jetzt. Komm, komm, komm, komm. Hör mal, hast du so ein Konto hiervon? – Nee. Du auch nicht? Kacke. Der muss aufgeladen werden. Scheiße, weiter, komm! Ich bin da. Da ganz hoch? Geschafft. Also fast. 117 m gehts noch rauf aufs Dach des Gasometers in Oberhausen. Wer ist als 1. oben? Anna oder ich? Nee. (lacht) Hallo. Das kann nicht wahr sein, ey. Wie geht das? Ich war so siegessicher. Mein Bus kam sofort, ich bin gerannt, ich bin… Alte Fahrradfahrer-Lady. 1:0, das Fahrrad gewinnt. Wir sollen ja weg vom Auto, aber ist das wirklich möglich? Ich zeig dir mal unser Ruhrgebiet. – Mega. Du hast vom Gasometer den genialsten Blick aufs ganze Ruhrgebiet. Rhein-Herne-Kanal, Emscher, A 42. Mehr Mobilität auf einem Fleck kann man nicht sehen. Mehr Verkehr geht nicht. In Deutschland hat NRW das größte Verkehrsaufkommen und mit Abstand die meisten Staus. Allein zwischen Köln-Heumar und Köln-Ost rollen pro Tag etwa 170.000 Fahrzeuge. Im Jahr sind das gut 62 Mio. Können und wollen wir also wirklich aufs Auto verzichten? Ja, machen wir uns nichts vor. Das Auto ist immer noch Verkehrsmittel Nr. 1. Eindeutig. 5 Mio. Menschen pendeln jeden Tag in NRW. 70% davon mit dem Auto. In Ballungszentren wie im Ruhrgebiet oder in großen Städten kann man das Verkehrsmittel einfach wechseln. Auf dem Land sieht die Nummer ganz anders aus. Eine maximale Herausforderung, wenn man da das Auto stehen lassen will. Aber wir haben eine Familie getroffen, die probiert das für uns aus. Leben auf dem Land, wie in Stürzelberg bei Dormagen. Wir gehen dahin, wo es ohne Auto besonders schwer ist. Wer hier trotzdem mobil sein will, der muss früh aufstehen. Alexander, in 10 min gehen wir. Wo hab ich meine Handtasche? Hier? Domi, Flo, denkt an die Schule. Alex? Ein Morgen bei Familie Bergers aus Stürzelberg. Jetzt müssen wir Gas geben. Die 5-köpfige Familie will ab jetzt das Auto stehen lassen. Auf dem Land, eine Woche lang. Ob und wie das geht, werden wir begleiten. Wie lange brauche ich mit dem Fahrrad von hier bis nach Dormagen? So eine Dreiviertelstunde. So, den Donnerstag, da könnte ich das Auto weglassen und den Bus nehmen. Das wird sportlich. Besonders für Papa Marco wird es eine Herausforderung. Er ist auf dem Land groß geworden und liebt sein Auto. (Marco) Das ist Bequemlichkeit. Wenn man das Auto da stehen hat, fährt man gerne mit dem Auto. Ich fahre mit dem Auto zur Arbeit, zum Einkaufen und den Kleinen in den Kindergarten. Wenn die ganzen Kinder volljährig werden und einen Führerschein haben, hat fast jedes Familienmitglied ein eigenes Auto mittlerweile. Dann haben wir 4 Autos, alle Garagen voll belegt. Wenn der Kleine dann noch irgendwann ein Auto hat, haben wir 5. Haben wir eine Garage zu wenig. Daniela will erst mal die öffentlichen Verkehrsmittel nutzen. 2 min von zu Hause gibt es eine Bushaltestelle. Welchen Bus muss ich fahren? Am besten mit dem 886, weil mit dem 875 musst du umsteigen. Ich muss um 25 den Bus nehmen, damit ich um 8 Uhr im Büro bin. Wenn ich den aber verpasse, bin ich 1/2 h zu spät. Ja. So ist die Welt. Daniela arbeitet 7 km entfernt im Zentrum Dormagens. Mit dem Auto 17 min, der Bus braucht 27. Bevor es losgeht, muss sie ihren Kleinsten in die Kita bringen. Marco ist Filialleiter eines Supermarkts. Arbeitsbeginn: halb 6. 21 km von zu Hause entfernt. Wie soll er ohne Auto pünktlich kommen? (Marco) Das geht nicht. Ich muss einen Tag vorher um 23:26 Uhr losfahren, damit ich um 0:25 Uhr da bin. Dann muss ich 5 h da schlafen. Oder ich fahre um 5:16 Uhr und komme eine Dreiviertelstunde zu spät. Und alle anderen Mitarbeiter kommen auch zu spät. (Daniela) Du hast gar keine Chance. Auf dem Land ein echtes Problem. Die Anbindung ist zu schlecht. Auch deshalb fahren 70% der Pendler in NRW mit dem Auto. Nur 12,5% nutzen öffentliche Verkehrsmittel, 10% fahren mit dem Fahrrad. Gehts auf dem Land wirklich nicht ohne Auto? Die Bergers wollen es trotzdem versuchen. Wir fahren mit dem Laufrad zum Kindergarten. Hä? Warum denn? – Der Papa holt dich dann ohne Auto ab. Mensch, ich möchte aber mit Auto. – Warum? Weil ich das möchte. So, Punkt. Wir werden sie dabei eine Woche begleiten. Und wie fahren Sie? Wir sind heute mit der Bahn hier, weil ich kein Auto habe und… …meine Mitfahrgelegenheit gestreikt hat quasi auch. Da blieb uns keine andere Wahl. Da musste es heute die Bahn sein. Aber so schlimm ist es nicht. Ich bin hauptsächlich Fahrradfahrerin. Ich habe auch keinen Führerschein. Was ist das Gute mit dem Auto? Ich steige vor meiner Haustür ein. Ich muss nicht zur Bahn rennen, nicht Fahrrad fahren, nicht frieren. Nicht warten, weil die Züge fallen immer aus. Deswegen ist das wie ein Büro gewesen. Schön warm. Habe die Standheizung angehabt. Ich liebe es. Ich fahre viel und ständig Fahrrad in der Stadt. Aber immer allerhöchste Konzentration. Besonders in Köln. Hier gibt es die 6 gefährlichsten Straßen NRWs. 36.833 Unfälle im gesamten Verkehr in 2023. Wenn jemand weiß, wie gefährlich Radfahren in Köln ist, dann Luise. Die Designstudentin jobbt als Fahrradkurierin. * Musik * Hi Luise. – Hi Anna. Grüß dich. – Hi. Du bist eine der Todesmutigen, die jeden Tag Kölns Straßen abfährt. Ja, genau. Das sind sogar die gefährlichsten NRWs. Wusste ich gar nicht, dass wir so viele gefährliche Straßen haben. Aber man merkt es natürlich. Man erlebt viele gefährliche Situationen auf der Straße. Gerade wenn man so viel Zeit auf den Straßen verbringt. Was ist dir als Schlimmstes passiert? Ich hatte 2 kleinere Unfälle. Wo jemand auch nicht… War auch Rechtsabbieger und hat mich nicht gesehen. Hat mich ein bisschen angestoßen, dass ich an die parkenden Autos gestoßen bin. Aber ich stelle mich darauf ein und fahre sehr defensiv. Ich versuche immer, für die anderen mitzudenken. Ich weiß, wo gefährliche Situationen sind, wie die Ampelschaltung ist. Und versuche, sehr bewusst bremsbereit oder große Schlenker zu fahren. Wie gefährlich ihr Alltag als Fahrradkurierin ist, zeigen die Bilder von ihren Fahrten. Zu wenig Platz, zu wenige Fahrradstraßen. * Musik * Du als Fahrradfahrerin bist eines der schwächsten Glieder im Straßenverkehr, mit den Fußgängern. Weil da ist kein Blech drumrum. Was würdest du dir von anderen Verkehrsteilnehmern wünschen? Einfach ein bisschen mehr Rücksicht und das Verständnis, zu wissen, ich fahre eine Maschine, damit kann ich Menschen umbringen. Dass man da mal ein bisschen zurückschraubt und nicht auf das eigene Recht beharrt. Ein bisschen mehr guckt, was machen die anderen gerade? Um Radfahrer zu schützen, gibt es einen gesetzlichen Mindestabstand beim Überholen. Das ist der Abstand, den man haben muss, ne? Ach, das sind 1,50. Sieht ganz schön lang aus. Ja, aber guck mal, du bist doch wahrscheinlich… Ich bin 1,65. Passt doch. Ich bin 1,50. – Ja. Die Poolnudeln zeigen den 1,50-m-Sicherheitsabstand. Aber passt das auf der engen und viel befahrenen Venloer Straße? Hier kommen wir nicht durch. Mein 1. Eindruck, ein gemalter Fahrradstreifen macht noch keine fahrradfreundliche Stadt. Auch die neue Einbahnstraßenregelung gibt mir nicht mehr Sicherheit. Ich glaube, es wurde noch nie so viel Abstand von mir gehalten. Und die Autos sind noch nie so langsam an mir vorbeigefahren. Auch wenn es für Luise bisher zum Glück glimpflich ausgegangen ist, besonders in den Städten kann Radfahren gefährlich werden. * Musik * Weiße Räder stehen an vielen Stellen in Köln als Mahnmal für tödliche Unfälle. Werner Hartmann besucht regelmäßig das Geisterrad, das an seine Tochter Kerstin erinnert. Herr Hartmann, guten Tag. – Guten Tag Frau Planken. Das ist eine schwierige Stelle hier, ne? Hier zu stehen. Jetzt hierhinkommen und hier zu stehen oder die Pflanzen einzupflanzen, das ist weniger das Problem. Ein paar Tage später, dann ist das Problem. Was ist hier genau passiert? Sie wollte für ihren Freund… Sie hatte frei abends, sie war ja Unfallchirurgin. Und wollte noch etwas schnell zum Kochen holen. Und ist dann praktisch von dem Lkw hier hinten an dieser Stelle mit dem Vorderrad umgestoßen worden. Er ist schlagartig rechts abgebogen. Sie ist neben ihm gefahren und hatte keine Chance auszuweichen. Sie hat sich noch im Seitenfenster abgedrückt, sagt ein Zeuge. Ob der Fahrer das gesehen hat, weiß ich nicht. Er hat jedenfalls selber angegeben, im Protokoll der Polizei steht das, dass er das Überrollen des Fahrrades gehört hat. Ist aber dann trotzdem weitergefahren. Schreckliches Schicksal, was Ihre Familie mit diesem Unfall erleiden musste. Gibt es irgendwas, was Ihrer Tochter das Leben hätte retten können? Der Abbiegeassistent, den es seit 23 Jahren, fast 24 Jahren, gibt. Eine elektronische Einrichtung im Auto, die sagt, du kannst nicht abbiegen, da ist ein Fahrrad. Entweder warnt oder sogar das Fahrzeug stoppt. Sie sind nicht nur am Todestag immer wieder hier in Köln seit 2013, sondern auch so zwischendurch und verteilen Flugblätter. Was wollen Sie erreichen? Ich sehe einmal das Geisterrad oder die Geisterräder, die überall aufgestellt sind, als Mahnung an die Politik, dass die Politik wach wird zu handeln. Und was eben noch wichtiger ist, dass die Autofahrer begreifen, wenn sie im Auto sitzen, dass sie ein Auto lenken. Und sich darauf konzentrieren und nicht an andere Dinge denken. Auch wenn einen eigentlich in dieser Situation nichts trösten kann mit so einem Schicksal. Ich wünsche Ihnen alles Gute. – Danke sehr. – Danke schön. * Musik * Verpflichtend ist der Abbiegeassistent nur für neu zugelassene Lkw. Und so passieren weiter tödliche Unfälle. In den engen Straßen Kölns sammelt Roberto seit 10 Jahren mit seinem Lkw den Müll ein. Er kennt das Risiko für Fahrradfahrer sehr gut. Venloer Straße, das ist meine alte Hood in Ehrenfeld. Ehrenfeld ist aber auch für Müllwerker krass, oder? Ja, das ist sehr, sehr… Eine der schwersten Reviere, ist Ehrenfeld zu fahren jetzt. Fährst du das gerne? – Ich mag die Herausforderung. Besonders heikel wird es beim Rechtsabbiegen, denn hier liegt der tote Winkel. So, jetzt guck ich in den toten Spiegel. Da gucke ich hier in die Kamera, sehe ich den kompletten Lkw. Die rechte Seite. – Ja. Da ist komplett frei. Und dann fahre ich. Und trotzdem immer Blickkontakt zu dem Spiegel haben. – Natürlich. Fühlst du dich manchmal überfordert mit all dem, was du beachten musst? Wenn du unter Stress bist, unter Druck bist, ja. Und sich dann noch wer versucht, hier vorbeizuschlängeln. – Genau. Du hast immer einen, der sich versucht, hier vorbeizuschlängeln. Gut, dass es die Technik gibt. – Ja. Sieht er beim Abbiegen wirklich alles? Bei den Kölner Abfallbetrieben setzen sie den Abbiegeassistenten schon länger ein. Nach einem tödlichen Unfall rüstete die AWB 2018 ihre gesamte Müllfahrzeugflotte aus. Mit einem radarbasierten System und Seitenkameras. Wir haben eine 360°-Kamera. Die wurde 2018 eingebaut. Dadurch siehst du komplett rundherum. Müllwerker Roberto ist sich sicher. Aber ich teste ihn mal. Gibt es bei diesem Müllwagen wirklich keinen toten Winkel? Hier würde man denken, muss mich der Fahrer doch sehen. Der ist in der Glaskabine. Ich bin so nah an ihm dran. Aber genau hier sieht er mich nicht. Zwischen unter dem Spiegel und 1 m vom Spiegel entfernt wäre dieser tote Winkel. Da würde ich sie nicht mehr sehen. Aber durch eine Kamera, eine 360°-Kamera, sehe ich die komplett. Eine Technik, die tödliche Unfälle verhindern kann. Ein Schritt zu mehr Sicherheit für Fahrradfahrer und Fußgänger. Was tut Köln noch? Das will ich von Jürgen Möllers wissen. Fahrradbeauftragter der Stadt. Herr Möllers, warum hat Köln die 6 gefährlichsten Straßen NRWs? Köln ist sehr eng und sehr dicht. Das ist einer der Hauptpunkte. D.h. wir haben eine Stadtstruktur, die im Mittelalter und Römerzeit aufgebaut ist und wurde. Und wir haben eine unfassbare Dichte an Menschen, die sich auf diesem engen Raum bewegen. Als Verkehrsbeauftragter der Stadt Köln, was bereitet Ihnen die größten Bauchschmerzen? Also grundsätzlich gibt es, wenn man auch die Unfallsituationen und die Gefahrenstellen sieht, ist immer Geschwindigkeit, Sehen und Gesehen-Werden und Abbiegen. Das sind so die 3 Aspekte, die die meisten Themen haben. Ich habe da was für Sie. Bilder, die eine Fahrradkurierin bei ihrem täglichen Arbeitsweg gemacht hat. Das war z.T. die Neusser Straße. Ja, hier parken Autos auf dem Fahrradweg. Da darf auch keine Tür aufgehen, ne? – Genau. Das sind Engstellen. Wie soll das gehen? Ist das ein Zustand, den Sie gut finden als Radbeauftragter? Nö. Den wird es auch in Zukunft so nicht mehr geben. Teilweise auf Mindestmaße, das waren damals 1,25-m-Maße für Schutztreifen, die machen wir nicht mehr. Die Infrastruktur ist ausgelegt worden, damals bei den Ringen, da hatten wir 4 bis 450 Radfahrer*innen am Tag. Wir haben jetzt 4 bis 5.000. D.h. das passt alles von der Größe nicht mehr? Nee, das passt nicht mehr. Kann man an diesen Abbiege- Situationen irgendetwas tun als Stadtplaner, können Sie die entschärfen? Wir sind immer in diesem Dilemma, können wir mit einfachen Maßnahmen schon was erreichen? Oder warten wir auf die große Umplanung? Denn die große Umplanung dauert lange, lange Zeit und kostet eine Menge Geld. Was heißt lange, lange Zeit? Also zwischen 6, 8 bis zu 10 Jahren kann eine Umplanung dauern. Die Leute wollen schnell von A nach B kommen. Aber wenn ich stadtplanerische Maßnahmen sehe, geht es eher darum, alles wird langsamer, da wird was weggenommen. Schnell geht es nicht mehr? Wir müssen den Kfz-Verkehr bündeln auf den Hauptachsen. Und die anderen Achsen und Straßen und Netze, das ist alles das, was wir mit verkehrsberuhigten Bereichen machen. Mit Fahrradstraßen, mit T-30-Zonen. Wir machen im Prinzip einen Umbau von Straßenraum und Straßenfläche. Ja, Anna, es wird immer enger in den großen Städten. Fußgänger, Radfahrer, Busse und Autos teilen sich eine begrenzte Fläche, mit Folgen für uns alle. Wann hast du dein 1. Auto gehabt? – Tatsächlich direkt mit 18. Opel Corsa B, große rote Schleife vorne auf der Motorhaube. Boah, Wahnsinn. Aber das war damals ganz klar, da gehört ein Auto mitten durch die Stadt. Eigentlich müsste ich zu dir rüber, weil wir sind ungefähr die gleiche Generation. Hier gab es nicht einen Fahrradweg auf dem Spieleteppich. Guck dir mal den neuen an, den gibt es mit wunderbaren Fahrradwegen. Man kommt überall hin mit dem Fahrrad. Ist wie die neue Generation, die sagt, Führerschein, weiß ich nicht, ob ich den machen will. Aber was man sagen kann, ist, wenn sich die Welt in diese Richtung ändern würde, würden sich auch unsere Gewohnheiten einfacher ändern lassen. Was, wenn wir die Perspektive wechseln? Diese Arbeitskollegen wollen das versuchen und machen ein Tauschexperiment. 2 Wochen lang wird der Autofahrer ab jetzt aufs Rad umsteigen. Und der Radfahrer wird mit dem Auto zur Arbeit fahren. Es geht nicht darum, wer schneller ist oder bequemer fährt, sondern wie wirkt sich das Verkehrsmittel auf unser Zusammenleben aus. Ich bin gespannt, ob ich Erfahrungen mache, die mich entweder bestärken, auf keinen Fall noch mal Auto in Köln. Oder die mich vielleicht sogar zweifeln lassen. Ich bin sehr gespannt, gerade dieser soziale Aspekt. Kann ich mir momentan ehrlich gesagt nicht vorstellen. Mehr als die Hälfte der Menschen reagieren ihre Aggression laut einer Studie im Verkehr ab. Unser Tausch setzt sogar noch vorher an. Wenn ich alleine in meinem Auto fahre, liegt auf der Hand, dass es kein Ort der sozialen Vielfalt und Begegnung ist. Sondern dass es nur dazu dient, mich von A nach B zu bewegen. Die beiden Sozialwissenschaftler Ute Symanski und Harald Schuster werden unser Experiment begleiten. Wir überlegen, ob es eine soziale Perspektive von Verkehr gibt. Und welche Auswirkungen es hat, ob Menschen zu Fuß gehen, ob Menschen Fahrrad fahren, die Bahn oder das Auto nutzen. Auswirkungen auf das Miteinander oder auch auf Solidarität unter Nachbarn. Also, wird der Tausch Patricks und Niklas’ Perspektive verändern? Wir beide sind davon überzeugt, dass die Art, wie wir mobil sind, wie wir uns fortbewegen, viel mehr Auswirkungen hat, als wir uns das denken. Also nicht nur Gesundheit, Fitness oder so was. Sondern dass es viele Auswirkungen auf ein gesellschaftliches Zusammenleben hat. Im Schnitt sind wir alle 80 bis 90 min am Tag unterwegs. Wenn wir diese 80, 90 min mit Menschen verbringen, sagt die Sozialpsychologie, entsteht Vertrauen unter Menschen oder mehr Vertrauen. Das wollen wir mit euch testen. Die beiden Kollegen werden ihre Erfahrungen über 14 Tage protokollieren. Am nächsten Morgen in Köln-Longerich. Seit 4 Jahren fährt Niklas jeden Tag mit seinem Auto ins Büro. Ab heute nicht mehr. Normalerweise hätte ich jetzt einen Kaffee in der Hand, würde schön ins Auto steigen, habe meine Sitzheizung, höre Musik auf dem Weg zur Arbeit. Aber stattdessen steige ich jetzt aufs Fahrrad und radle mal los. Zur gleichen Zeit im Kölner Süden. Auch bei Patrick ist heute alles anders. Heute fahre ich mit dem Auto zur Arbeit und ich finde es ganz cool, weil es extrem kalt ist. Draußen sind 4° und hier drin sind es viel mehr. Niklas musste für den Tausch extra ein Fahrrad leihen, denn der IT-Experte hatte es bisher gerne bequem. Ach, einfach der innere Schweinehund. Die Motivation, wenn man abends nach Hause kommt, noch was zu tun, ist nicht so groß. Deswegen ist das Fahrrad eine gute Alternative, Bewegung in den Alltag einzubinden. Eigentlich kann er Fahrradfahren überhaupt nicht leiden. Als Autofahrer bin ich natürlich gegen die Radfahrer, genauso wie die Radfahrer gegen die Autofahrer sind. Umso besser, dass ich jetzt auf dem Rad bin. Wenn man einfach mal die andere Seite kennenlernt und sieht, wie es mit dem Fahrrad im Stadtverkehr ist, dann hat man vielleicht eine andere Sicht auf die Dinge. Mit dem Auto braucht er zur Arbeit nur 10 min, heute definitiv länger. Das hier ist echt eine Kreuzung, die macht weder als Autofahrer Spaß noch als Fahrradfahrer. Wie man hört, gibt es Schöneres als das Gehupe von Autos am Morgen. Ich kann sagen, es stinkt, um ehrlich zu sein, hier die Straße. Es ist laut hier an der Straße, die Lkw, das macht keinen Spaß. Aber mit der Sonne und dem Wetter ist es schon besser hier jetzt. Man kriegt auf jeden Fall mehr mit. Gerade beim Autofahren höre ich laut Musik. Ich bin ein Karaoke-Autofahrer, da singe ich laut im Auto. Jetzt habe ich die ganzen Umgebungsgeräusche. Gerade die Straße ist sehr laut, das kriegt man im Auto nicht mit. Niklas’ Kollege Patrick hat heute ganz andere Probleme. Er ist eigentlich überzeugter Radfahrer. Also ich fahre, wenn es trocken ist, immer Rad, egal welche Temperatur. Und fühle mich da auch eigentlich ganz wohl. Da vorne staut es sich schon. Da ist dann wohl der Berufsverkehr gepaart mit dem KVB-Streikverkehr. Das ist eigentlich auch original meine Fahrradstrecke. Fahre ich auch dann immer am Rhein entlang. Nach 15 min ist er vor seinem Büro. Heute jetzt erst mal ist meine größte Aufregung, wo ich parke. Hier gibt es einen oder 2. Nach 40 min ist Niklas da. Sein Arbeitgeber hat für die Mitarbeiter ein eigenes Parkhaus für Fahrräder. Wir haben hier unsere Chips. Und die können wir für den Fahrradkäfig freischalten lassen. Dann sind unsere Fahrräder auf der Arbeit immer gut und sicher verstaut. Nach jeder Fahrt sollen die beiden ihre Eindrücke in einem Selfie-Video festhalten. Das nutzen die Wissenschaftler später für ihre Auswertung. Hi, ich habe die 1. Fahrt hinter mir. Ich gehe rein, was frühstücken und dann an die Arbeit. Was wird sich durch den Tausch in den 2 Wochen verändern? Wenig bis keine Interaktion findet im Auto statt. Du riechst hier drin immer das Gleiche, du hörst niemanden. Ich freue mich darauf, Fahrrad zu fahren. Was eigentlich total bescheuert ist, weil ich liebe mein Auto. Ich habe mir gestern ein neues Fahrrad gekauft, also da, das blaue hier. Und was sagen Sie zur Verkehrswende? Sehr progressiv wäre, zu sagen, dass man manche Städte oder Bereiche in Städten nur für Fahrradfahrer zugänglich machen würde. Das fände ich extrem angenehm. Was für eine Verkehrswende? Es gibt keine Verkehrswende. Definitiv, das 50-Euro-Ticket hat es bei mir vereinfacht, dass ich mit der Bahn fahre. Ich würde andererseits nicht die Autofahrer bestrafen, sondern mir ein Konzept ausdenken, was den Menschen dazu verleitet, quasi auf die öffentlichen Verkehrsmittel umzusteigen. Ja, und gute Infrastruktur schaffen, auch für Fahrräder. Nicht überall hat man so schön viel Platz zum Fahrradfahren in NRW. Stimmt, das ist nicht schlecht. Aber es gibt Projekte bei uns, wo ich sagen muss, die sind nicht schlecht, so wie z.B. der RS1. Der von Moers über Duisburg, Mülheim, Essen, Gelsenkirchen… Dortmund bis nach Hamm. Der Wahnsinns-Ruhrgebietsradweg. – 114 km. Ich als Ruhrgebietskind finde es super, dass es so ein geiles Projekt gibt. Dazu muss man sagen, da gibt es ein kleines Problemchen. Und ich würde es nicht glauben, wenn ich ihn nicht selber vor Kurzem befahren hätte. Stadtgrenze: Gelsenkirchen, Bochum. Mehr Ruhrgebiet geht nicht. Hier irgendwo soll er sein, der Radschnellweg Ruhr, kurz RS1. Aber wo? Ich habe mich mit Georg Puhe vom ADFC verabredet. Denn ich wollte mir von ihm mal sagen lassen, wo stehen wir hier beim RS1? Wie viele Kilometer fehlen noch bis zum Ziel? So, hier sind Sie, hallo Herr Puhe. Schön, dass wir uns sehen. Herzlich willkommen in Gelsenkirchen. Ist das jetzt hier der RS1? – Das ist ein Stück des RS1. Wir werfen mal einen Blick drauf, würde ich sagen. Weil von hier sieht das schon mal nicht schlecht aus. Also es ist genial, würde ich sagen. – V.a. auch die Breite. Ich gucke mal ganz kurz, warten Sie mal. 1, 2, 3, 4. Hier 5 m. Aber der 1, 2… Das sind ja locker 4 m hier. Das ist ja perfekt. Wir kennen im Ruhrgebiet viele Radwege, die auch toll sind, aber die sind 3 m breit teilweise, gemeinsamer Geh- und Radweg. Hier ist der Radfahrer der König auf dieser Piste. So soll es ja auch mal sein. Das ist genial, ich bin begeistert. Das müssen wir zusammen erleben, oder? – Ja. Fahren wir mal ne Runde? – Immer gerne. Okay. Vor 14 Jahren entstand die Idee für das Großprojekt RS1. Ein Werbevideo beschreibt die Wunderwelt für Radfahrer. "Manchmal werden Ideen zu Visionen. Mit über 100 km Länge wird der RS1 der längste Radschnellweg Europas. Der RS1, der schnellste Weg durchs Revier." * Musik * Herr Puhe, was ist jetzt? Ist schon Feierabend? – Ein Haufen, sehen Sie ja. Hier geht es leider noch nicht weiter. Aber wir sind ja nur… Wie lange sind wir gefahren? 5 min oder was? – Nicht mal, glaube ich. Hätten wir in die andere Richtung fahren müssen? Da hätten wir auch fahren können. Da hätten wir genauso lange gebraucht und hätten auch vor einem ähnlichen Haufen gestanden. 114 km sollte er lang sein. Doch fertig sind vom RS1 bisher gerade mal 20. Ein Stückwerk. In Mülheim sind es nur 2 km. In Dortmund führen einige Hundert Meter direkt durch die Stadt. Hier fahren auf dem Radschnellweg also auch Autos. Aber es muss ja Menschen gegeben haben, die das Ganze hier geplant haben. Dann sitzt man in Planungsbüros, man sitzt an Schreibtischen und überlegt sich, das ist unser Masterplan. Wie sah der aus? Der ist ziemlich dick und schwer. Ich kann Ihnen mal zeigen. Das ist ein dickes Buch geworden. Machbarkeitsstudie. – Fantastisch. Ja, RS1. 2014, also er hat jetzt 10-Jähriges. Da stehen auch Fertigstelldaten drin. 2019 sollten, glaube ich, die letzten Abschnitte fertiggestellt werden. 2019? – Ja. Wir haben hier 330 Seiten. Pure Gefühle, hätte ich fast gesagt. Aber mir kommt das gerade vor, als wenn wir hier stehen. Auf dem leeren Blatt Papier. Da ist ja nichts passiert. Jetzt sind wir bei 2024, haben noch nicht mal 10 km. Bei 2024 und wissen teilweise immer noch nicht, wie es weitergeht. In der Machbarkeitsstudie ist das alles berechnet worden. Etwa 400.000 km könnten täglich an Personenkilometern auf dem RS1 absolviert werden. Das entspricht etwa 80.000 Fahrstrecken pro Tag. Das sind ja enorme Zahlen. Das sind enorme Zahlen. Und man könnte einen Großteil verlagern auf diese Strecke. Was glauben Sie, wann wir fertig sein werden, der RS1? Ich kann keine Prognose mehr abgeben. Ich wünsche mir sehr, dass ich es noch erlebe, dass ich die einmal ganz fahren kann, diese Strecke. Aber ich fürchte, das wird man kaum erreichen. 14 Jahre Planung für einen Radweg. Es muss doch auch anders gehen, oder? Klar. Und wer könnte beim Fahrrad Vorbild sein? Richtig, die Niederlande. Die sind so was wie Europameister im Radfahren. Keiner fährt mehr in der EU. Und das hilft auch den Autofahrern. Also die Niederlande sind ja absoluter Vorreiter, was Radwege angeht. Seit 50 Jahren baut man hier schon an einem dichten Radschnellwegnetz. Ich habe das Gefühl, man denkt hier auf einer ganz anderen Ebene. Und gleich verstehen Sie, was ich meine. Das ist er. Der 1. schwebende Kreisverkehr der Welt. Der Hovenring. Bauzeit? 7 Monate. * Musik * Hier geht dem Radfahrer das Herz auf, möchte ich sagen. Also das hier wäre bei uns in NRW absolute Zukunftsmusik. Aber hier für die Radfahrer in Eindhoven sind das alte Kamelle. Dieser Kreisverkehr steht nämlich schon seit 12 Jahren. Darüber müssen wir reden. Deshalb treffe ich Sjors van Duren, er ist Verkehrsplaner und absoluter Radprofi. * Musik * Goedemiddag. – Goedemiddag. Wir können das auf Deutsch machen, gar kein Problem. Ich hätte noch geschafft, ik ben Daniel. Aber dann wäre auch vorbei gewesen. Ik ben Sjors. Schön, dass du Zeit dir für uns nimmst. – Ja, gerne. Das ist ja genial hier. Also, ich jetzt aus NRW, ich habe das Gefühl, das ist ja der Hammer. Ist das Standard für euch oder ist das schon was Besonderes? Das ist selbst bei uns Luxus. Das ist so eine architektonisches Meisterarbeit. Das ist so toll, diesen Hovenring. Aber die Kombination aus hier unten ist der Straßenverkehr und oben oberirdisch, eine Ebene höher ist der Fahrradverkehr. Ist das Standard bei euch? – Das ist relativ Standard. Ob das Radverkehr oben oder unten ist, das ist egal. Aber das ist gut für das Autoverkehr. Weil der Autofahrer hat in seiner Ampel, braucht er nicht mehr zu warten für Radverkehr. Der Autofahrer kann besser durchfahren, und damit ist eigentlich diese Lösung gebaut. Nicht nur für Radverkehr, auch für Autofahrer und Busfahrer. Das ist immer das Thema, dass man 2 Lager hat. Auto gegen Fahrrad und hier ist keiner benachteiligt. Wie viele Kilometer Radschnellweg habt ihr in den Niederlanden? Mittlerweile haben wir 750 km Radschnellweg gebaut. Und bis 2030 werden wir noch 1.400 km extra dazubauen. Woran liegt das, dass die Niederländer schneller sind und schneller ausbauen, als wir das machen? Wir kommen aus einer besseren Lage wie Deutschland. Wir sind seit Jahrzehnten damit beschäftigt, um Radwege und Radrouten zu planen. Und zwar in der Planung sind wir selber relativ pragmatisch. Wenn wir die ideale Breite von 4 m nicht holen, dann kann es ab und zu 3,5 m sein, und dann bauen wir das trotzdem. Pragmatismus finde ich gut. 3,5 m muss auch mal reichen, aber wir kommen weiter voran. Ich höre da raus: Wenn wir bauen, wenn wir es machen, dann machen wir es gut. Aber wir denken noch zu viel, wir müssen ans Bauen kommen. Ich sage schon mal ganz herzlichen Dank. Tolle Einschätzung deinerseits. Aber wenn ich schon mal hier bin, das muss ich mal erleben. Mach mal. 2 Runden. – Genau, danke. Seit Mitte der 70er hat das Fahrrad in der niederländischen Verkehrsplanung eine herausragende Stellung. Der Staat gibt jährlich 35 Euro pro Kopf für die Radinfrastruktur aus. In NRW sind es 2,80 Euro. Nicht mal 1/10. * Musik * Zurück im Ruhrgebiet treffe ich die beiden, die für die Planung des RS1 verantwortlich sind. Aida Pljakic und Ahmed Karroum, von Straßen.NRW, Regionalbüro Ruhr. Warum wird der RS1 nicht fertig? Ja, bis wir zum Bauen kommen, müssen wir tatsächlich viele Herausforderungen überstehen. Aber kann man sich da zeitlich so vertun? Am Anfang hat man gesagt, 2019 fertig, 2020 haben wir dann Eröffnung. Dann war man bei 2027, dann war man bei 2030. Wo sind wir jetzt? Wir sind gerade dabei, intensiv zu planen, damit wir alle Abschnitte, die baureif gemacht werden können, auch bauen können. Wir bewegen uns gerade hier auf einem Radweg. Vielleicht standen hier mal Bäume, die mussten weg, dafür brauchen Sie Baurecht. Vielleicht gab es hier ein Denkmal, vielleicht mussten Leitungen verlegt werden. Das sind alles Dinge, die im Rahmen der Planung geprüft werden müssen. Und deswegen dauert es eben so lange. Aber haben Sie für sich jetzt einen neuen Horizont, wann Sie eröffnen wollen? Oder wann die ganze Strecke, sag ich jetzt mal, steht? Das kann man zum jetzigen Zeitpunkt gar nicht sagen. Weil wir planen alle Abschnitte über 100 km gleichzeitig. 14 Jahre für 20 km. Wenn es mit dem RS1 so weitergeht wie bisher, dann würde er im Jahr 2182 fertig. Zurück bei Familie Bergers in Stürzelberg bei Dormagen. Eine Woche ohne Auto. Geht das auf dem Land? Oh, warte mal. Wer ist denn immer sonst der Erste im Kindergarten? Weißt du das? Mutter Daniela muss deshalb heute 45 min früher los. Jacke, Jacke, Jacke. Oh, warum… – Oh, Schatzi. Willst du laufen? Dann brauchst du auch den Helm nicht mitnehmen. Kopf hoch. Für Nesthäkchen Alex fällt das Elterntaxi heute aus. Zum 1. Mal in seinem Leben. So, Alex, wir müssen Gas geben. Wir haben 7 Uhr. Denn bevor Daniela mit dem Bus zur Arbeit will, muss Alex in die Kita. Da, da, da. Also zu Fuß jetzt noch 10 min ungefähr. Komm, Schatzi. Wir müssen uns beeilen. Oh Gott, schnell, schnell, schnell. Kind abgeliefert, jetzt zur Bushaltestelle. Um 7:25 Uhr kommt der Bus. Um 8 Uhr muss sie im Büro sein. Guten Morgen. Ich hätte gerne mal ein Ticket zum Marktplatz. Was kostet das mittlerweile? – 3 Euro. 3 Euro? – 3,30 Euro. – Boah. Das ist schon ewig her, aber das ist ja schweineteuer geworden. 3,30 Euro für eine Fahrt. Das sind hin und zurück 6,60 Euro am Tag. Mit Deutschland-Ticket wäre es viel günstiger. Umgerechnet 1,60 Euro. Aber was kostet sie ihr Auto am Tag? Ich muss einmal im Monat tanken. Zwischen 80 und 90 Euro, würde ich schätzen, an Tanken. Sie rechnet mit monatlich 80 Euro für Benzin und etwa 160 Euro für Steuern, Versicherungen und Instandhaltung. Täglich sind das etwa 8 Euro Autokosten. Der Bus wäre also in jedem Fall günstiger. Aber kommt der auch pünktlich an? Der Bus fährt so Umwege. Die Fahrt nach Dormagen-Zentrum dauert 10 min länger als mit dem Auto. Man muss ja drücken, wenn man aussteigen will. Und ist Daniela trotzdem pünktlich? 3 min. Bis Arbeitsbeginn. Eine Woche ohne Auto auf dem Land. Morgen versucht sie das Fahrrad. Die Verkehrswende. Nicht nur hier scheint sie noch weit entfernt. Noch nie waren in Deutschland so viele Autos angemeldet wie 2023. Nämlich 49 Mio. Und die, Anna, müssen irgendwo parken. Nehmen also in den Städten viel kostbaren Platz weg. Wir beide besetzen den heute mal für uns. * Musik * Gut. Überleg mal, wie viel Platz wir in unseren Städten den Autos geben. Der Straßenraum. Zu 2/3 gehört der Autos. Ja, ich meine, wir haben natürlich auch viele Autos. 10,5 Mio. ungefähr in NRW. Aber die stehen zu 95% einfach nur rum. So wie hier auf dem Parkplatz. Eher Stehzeuge statt Fahrzeuge. Dann machen wir es heute mal anders. Also Stehzeuge weg, rausgeräumt. Überleg mal, was das für Möglichkeiten bieten würde. Das könnte man ja alles benutzen. 12 qm, super Kinderzimmergröße. Aber mal hochgerechnet, der Mietpreis würde ganz anders aussehen. Hier in Köln liegt die Miete laut Mietspiegel ungefähr so bei 13,64. Wenn wir das jetzt mal hochrechnen für die 12 qm, würde man im Jahr hierfür 1.964 Euro zahlen. Erinnerst du dich noch an die Riesendiskussion um den Anwohnerparkausweis? 30 Euro im Jahr hat man dafür bisher bezahlt. Das Ganze soll jetzt angehoben werden. Aber immer noch im Vergleich zu einer Kinderzimmermiete ein Witz mit ein bisschen über 100 Euro. Klar, ich freue mich auch über einen Parkplatz. Ja, wir müssen alle unsere Autos irgendwo hinstellen. Aber uns wird die Parkfläche hinterhergeworfen preislich, oder? Wenn man andere Städte, andere Länder anguckt, da ist das ganz anders, überleg mal, Kopenhagen z.B. Barcelona. – Oder Paris. Und Datteln. – Datteln? – Datteln. Soll das wirklich eine Revolution werden? Möbel auf dem Marktplatz. Die Stadtverwaltung Datteln schafft heute Fakten für die Verkehrswende. Okay, lasst uns erst mal schauen, wo was hinkommt. Wir hatten gesagt, wir machen diese mit der Lehne als zentrale Elemente und stellen die schmalen daneben. Ihr müsst euch nicht an die Parkplatzbegrenzung strikt halten. Bis gestern waren hier noch 6 Parkplätze. Ab heute stehen hier statt Autos Bänke und Pflanzkübel. Quartiersmanagerin Annika Siebert koordiniert die Umgestaltung. Wir arbeiten an dem Projekt Stadt-Terrassen seit 2021, weil das einen Mehrwert hat. Und Aufenthaltsqualität auf unserem schönen Marktplatz hat. Deswegen schaffen wir die fest an und stellen die dahin. Klingt schön, kostet 41.000 Euro und wird komplett von der Stadt finanziert. Doch das Projekt Stadt-Terrassen ist umstritten. Der Mensch hat mehr, wo er sich aufhalten kann, der Mensch hat einen Treffpunkt, wo sie sich zusammenfinden können. Das war was, was an dieser Stelle eindeutig gefehlt hat. Für den gemeinen Dattelner ist das aber nicht immer so klar. Schlimm, ganz schlimm. Meinetwegen könnte man die Autos aus den Innenstädten ganz verbannen. Für uns Fußgänger gut. Für die Autofahrer wahrscheinlich nicht. Ja, die nehmen 6 Parkplätze weg für den Schwachsinn. Hätten Sie etwa 5 m dahinter gebaut, wäre alles gut gewesen. Viele, die hier ins Lokal wollen oder einkaufen wollen, sind auf die Parkplätze angewiesen. Das interessiert die nicht. Ein Dilemma. Die Kleinstadt ist auf Besucher aus dem Umland angewiesen, und die kommen meist mit dem Auto. Dabei ist eine fahrrad- und fußgängerfreundliche Stadt keine Utopie. Paris verbannt nach und nach Autos aus der Innenstadt. Mittlerweile wird dort nur noch für 4% der Wege das Auto benutzt. Mehr als 50% gehen zu Fuß. * Musik * In Datteln machen sich die Händler in der Fußgängerzone trotzdem Sorgen. Einer von ihnen ist Metzger Jörg Deutschmann. Den Kunden ist es wichtig, dass die Parkplätze bleiben, damit sie hier einkaufen gehen können, ihre Sachen erledigen können. Deswegen habe ich schon Bedenken, wenn sie uns die Parkplätze umbauen, dass das schon Einbußen gibt. Der Einzelhandel in Datteln hat es jetzt schon schwer. Deutschmanns Sorge? Ohne die Parkplätze an der Fußgängerzone könnten in Zukunft noch mehr Geschäfte schließen müssen. Auch Pizzeria-Betreiber Karabelas Padelis fürchtet das. Wir sind 19 Jahre hier. Wir kämpfen so oder so nach der Krise mit COVID. Wie lange sollen wir noch kämpfen, wenn die Parkplätze weg sind? Dann haben wir auch die Möglichkeit, unsere Kunden nicht eine Pizza zu bestellen und zu abholen. Ja, ich finde das nicht korrekt von der Stadt. In Datteln formiert sich Widerstand. In anderen Städten hatten ähnliche Proteste Erfolg. Geschäftsleute verhinderten in Köln die dauerhafte Sperrung einer Einkaufsstraße. In München provozierte die probeweise Einrichtung einer Spielstraße einen kleinen Bürgeraufstand. Ich möchte mich in meinem Recht der Fortbewegung nicht einschränken lassen. Der Fall landet vor Gericht. Das Projekt musste vorzeitig abgebrochen und zurückgebaut werden. Geht es mit weniger Autos? Geht es vielleicht auch ganz ohne Autos? Das wollen wir von Katja Diehl wissen. Sie beschäftigt sich als Autorin, Podcasterin und Beirätin mit der Verkehrswende. Du als Soziologin weißt ja, Menschen sind so Gewohnheitstiere. Das ist es schwer, sich umzugewöhnen, ne? Ja, natürlich. V.a. weil die Mobilität die größte Routine vielleicht sogar ist. Wir setzen uns nicht hin beim Frühstück und sagen, Schatz, wie gestaltest du heute deine Mobilität? Sondern wir machen es so, was wir immer machen. Weil das Gehirn will nicht so viel denken. Deswegen ist Mobilität eine große Gewohnheit, ja. Wie muss da kommuniziert werden, dass wir miteinander klarkommen? Wir können immer auf die Probleme gucken, finde ich ziemlich demotivierend. Einfach mal die Dinge des Gewinns nach vorne stellen. Also auch mit diesem Parken direkt vor der Haustür. Warum können gesunde Menschen nicht mal 300 oder 400 m zum Auto laufen? Vielleicht laufen sie dann an einer Haltestelle vorbei und merken, könnte ich auch mit dem Bus machen. Dieses Emotionale kommt nicht von denen, die was verändern wollen, sondern von denen, denen der Status quo sehr gut passt. Denen was weggenommen wird. Muss man auch mal sagen. Denen wird das weggenommen, was sie immer… Aber anderen wird was geschenkt. Das ist immer wieder, wo wir auf die Balance achten müssen. Mir ist wichtig, dass die Mobilitätswende nicht aufgrund von Dingen, die wir in der Gesellschaft haben, die Konflikte verstärkt, die wir haben. Das machen aber die europäischen Städte, die sich verändern. Z.B. in Barcelona gibt es die "Superblocks", wo du nicht mehr durchfahren darfst. Auf einmal findet Leben auf der Straße statt. Aber auch in Barcelona gibt es beim Umbau Widerstand. Obwohl sich die Befürchtungen der Geschäftsleute nicht bestätigt haben. Ihr Umsatz hat sich in einer neu entstandenen Fußgängerzone durch die Umgestaltung sogar erhöht. Zurück zu der kleinen Revolution in Datteln. Auch Bürgermeister André Dora will seine Innenstadt umbauen. Die ganze Fußgängerzone soll bald autofrei sein. Der Hintergrund ist natürlich die Verkehrssicherheit. Das ist der Beginn der Fußgängerzone. Nicht die eigentliche Fußgängerzone, ist ein verkehrsberuhigter Bereich. Hier ist sehr viel Autoverkehr, Radfahrer, Fußgänger, Kinder spielen hier, Rollerfahrer. Und das ist echt schon, weil es so eng ist, kritisch manchmal. Schon 2022 ließ er die 6 Parkplätze probeweise sperren. Der Mehrheit der Dattelner gefiel es, sie stimmten für die dauerhafte Umgestaltung. Es war wirklich so, dass diese Terrassen immer benutzt worden sind. Morgens von der älteren Bevölkerung, die hier gesessen hat, einen Cappuccino getrunken hat, ein bisschen geklönt hat. Nachmittags waren Jugendliche hier, die hier, neudeutsch, gechillt haben. Also das war diese Durchmischung, die da war. Ich hab fast nur positive Reaktionen gehabt, obwohl auch Parkplätze weggekommen sind. Mehr Lebensqualität durch weniger Verkehr. Heute werden die 6 ehemaligen Parkplätze begrünt. Dattelner Kindergartenkinder helfen fleißig mit. Ameisenscheiße! (alle) Ameisenscheiße! – Super. Annika Siebert bleibt dran. Auch wenn sie sich mit der Aktion nicht nur Freunde macht. Es sieht sehr schön aus. Ich hatte großartige Pflanzhelfer, find ich gut. Vielen Dank für die Pflanzhilfe, habt ihr super gemacht. Ich brauche noch einen. – Ja, kommt, Kakao kommt. * Musik * Wem gehört die Stadt? Das fragen sich die Menschen auch in Köln. In dieser engen Seitenstraße halten morgens die Elterntaxis, um ihre Kinder vor der Johannes-Grundschule abzusetzen. Ist das nötig, hier reinzufahren? Das wollen sie hier ändern. (alle) Die Straße gehört uns! Zumindest vor und nach dem Unterricht gehört sie jetzt den Kindern. Für jeweils 30 min morgens und mittags wird die Straße für Autos gesperrt. Die Autos fahren nicht mehr rein, und wir können sicher zur Schule gehen. Mit dem Rad oder zu Fuß zur Schule? Zu unsicher, findet etwa die Hälfte aller Eltern in NRW. Zu viel Verkehr, zu viele Elterntaxis. Und was tun sie dagegen? Mit dem Auto fahren. Die stellvertretende Schulleiterin Anja Hey-Wieners kennt das Dilemma. Ich kann die Eltern verstehen, die sagen, das ist zu gefährlich wegen der vielen Autos. Erhöhen aber die Zahl der Autos, weil sie ihr Kind mit dem Auto bringen. Da beißt sich die Katze in den Schwanz. Irene Porsch ist selber Mutter und hat die Schulstraßensperrung mit initiiert. Der größte Platz geht an die Autofahrer*innen. Aber wir möchten, dass es wieder anders ist. Das Kuchenstück, das für Kinder und Fußgänger und Fahrradfahrer da ist, ist viel zu klein. Manche Elterntaxis parken wegen der Sperrung einfach auf der Hauptstraße. Das hier ist doch hochgefährlich. Er hat viel mehr Hantiererei. Die gehen jetzt da zu Fuß über die Straße. Auf dem Parkplatz vom Supermarkt dürfen die Autos halten. Das hat der Supermarkt extra gesagt. Eigentlich hofft die Schulleitung, dass mehr Kinder mit Rad oder zu Fuß in die Schule kommen. Auch wenn das nicht für alle möglich sein wird. Wir haben 370 Kinder. Ich würde sagen, 10 Eltern haben in den Tagen sich damit noch schwer getan. Und ihre Kinder irgendwo an der Straße rausgelassen. Oder über die Straße laufen lassen, und haben damit dann ihre Kinder gefährdet. Seit 2024 gibt es für NRW einen Erlass, der solche zeitweisen Straßensperrungen vor Schulen möglich macht. Als 1. Bundesland in Deutschland. Zum Abschluss der Aktion kommen viele Schulkinder mit dem "Fahrradbus" der Initiative Kidical Mass gemeinsam zur Schule. Ich hätte es so gerne, dass die Straße ganz oft den Kindern gehört. Deswegen genieße ich das gerade so, dass sie wenigstens diese paar Tage die Straße für sich haben. Und Daniel, weißt du was? Deshalb bewirbt sich die Johannesschule bei der Stadt für eine dauerhafte Schulstraße ohne Elterntaxis. Aber können wir wirklich weniger Auto? Deutschland ist absolut ein Autoland. Wir sind auch die Einzigen, wo man unbegrenzt Auto fahren kann, also Geschwindigkeit. Das ist für viele sehr wichtig zu testen, was die Autos können. Mittlerweile hat, wenn eine Familie 3 bis 4 Kinder hat, dann hat jedes Kind ein Fahrzeug. Jeder fährt einzeln mit dem Auto einkaufen oder spazieren oder in die Stadt zum Kaffee trinken gehen. Es wird immer mehr. Geht es ohne Auto? Und was verändert sich, wenn man als überzeugter Autofahrer plötzlich aufs Rad umsteigen muss, um zur Arbeit zu kommen? Das testet Niklas 2 Wochen lang. Das ist die beschissenste Ampel dieser Welt. Wir haben hier 1, 2, 3, 4, 5, 6 Ampeln, um über eine Straße zu kommen. Patrick macht es genau umgekehrt. Auto statt Rad. Wir sind bei über 20 Ampeln und sind irgendwie 3 km unterwegs. Das ist schon Wahnsinn. Und mit dem Fahrrad hätte ich 4 Ampeln gehabt. Wie fährt NRW? Nicht nur eine Frage der Verkehrswende. Bei unserem Tauschexperiment geht es besonders darum, wie unsere Pendler ihre Umwelt wahrnehmen. So langsam gewöhnt man sich halt dran. Es ist natürlich immer noch anstrengend, aber bei Weitem nicht mehr so wie bei den ersten Tagen. Ich habe den Eindruck, dass mir dieser Tagesabschluss zum Feierabend fehlt, durch die fehlende Bewegung. Zunächst eher eine Frage von Routine und Kondition. Die ist bei Neuradfahrer Niklas anfangs eher schwach. * Musik * Hier bin ich jetzt ganz ehrlich, hier steige ich vom Rad ab. Hier ist ein steiler Berg. Ich habe festgestellt, dass ich wesentlich weniger erschöpft bin, wenn ich die 5 m schiebe, anstatt mich da abzustrampeln. Da stecke ich meinen Stolz mal kurz beiseite. Aber hat er durch das Fahrradfahren jetzt einen anderen Blick auf seine Umwelt? Der einzige soziale Kontakt, den ich hatte, war, wie ich versucht habe, Fußgänger vom Fahrradweg runterzuklingeln. Weil die der Meinung sind, dass Radwege für Fußgänger gedacht sind. Ich finde, man nimmt halt mehr wahr, gerade Menschen. Im Auto bekommt man gar nicht mit, wer da so rumläuft. Auf dem Fahrrad kriegt man wesentlich mehr mit. Für Patrick im Auto kommt die Erkenntnis schnell. Ich sitze eigentlich nur wieder woanders und muss mich auf eine Art Bildschirm konzentrieren, wie ich es im Büro auch schon gemacht habe. Von daher freue ich mich, wenn ich bald wieder aufs Fahrrad umsteigen kann. Wenig bis keine Interaktion findet im Auto statt. Keine Interaktionen wirklich gehabt. Mitgekriegt habe ich nichts. Du riechst hier drin immer das Gleiche. Du hörst niemanden. Bei Niklas passiert dann Bemerkenswertes. Seine ursprüngliche Anti-Rad-Haltung ändert sich schon nach einer Woche. Das habe ich als Autofahrer nie so wahrgenommen, dass Abgase doch so unangenehm sind für die anderen Menschen, die am Straßenrand laufen. Und tatsächlich ist mir aufgefallen, obwohl da eine Parkanlage ist, habe ich auf dieser 2-km-Strecke nur 2 Mülleimer gesehen. Rechtfertigt sicherlich nicht, den Müll auf die Straße zu werfen, aber na ja. Wenn es darum geht, Verbesserungsvorschläge zu machen, stellt mal ein paar mehr Mülleimer auf. Es ist wunderschönes Wetter. Ich habe mir gestern ein neues Fahrrad gekauft. Also da, das blaue hier. Ich freue mich darauf, Fahrrad zu fahren, was ja total bescheuert ist, weil ich liebe mein Auto. Und wie sieht es nach 2 Wochen aus? Am Ende unseres Tauschexperiments treffen sich die beiden Arbeitskollegen für die Auswertung mit den Wissenschaftlern. Hey. – Mahlzeit. Schön, dich zu sehen. Geiles Auto hast du da auf jeden Fall. – Geiles Fahrrad. Bin ein bisschen neidisch. Ja, ich habe mir jetzt ein E-Bike besorgt. Habe mir gedacht, es wird Zeit, dass ich mir ein eigenes Fahrrad anschaffe. Aber das Auto, bin ich schon auch ein bisschen neidisch drauf. Sieht auf jeden Fall schick aus. Aber das hast du dir jetzt nicht gekauft. Nein, habe ich mir geliehen für dieses Experiment. Wurde ich auch schon böse angeguckt für, weil der macht Geräusche, wenn er anfährt, als wäre ich ein Rennfahrer. Ja, okay, da bin ich natürlich leiser. Die Sozialwissenschaftler Ute Symanski und Harald Schuster haben dieses Experiment begleitet und die Videoprotokolle ausgewertet. Meine These am Beginn des Experiments war ja, dass, wenn ihr auf dem Fahrrad unterwegs seid, dass ihr mehr wahrnehmt, was in der Umgebung passiert. Und dann eher Gedanken entwickelt, was anders sein könnte. Das Fahrrad ist eine komplett andere Umgebung als das Auto. Man kriegt eigentlich ganz ungefiltert die Umgebung mit, die Geräusche, die Gerüche. Ich kann viel beipflichten, was Niklas erzählt, weil ich genau die Erfahrungen ja nicht mehr mache. Ich rieche nichts, ich rieche nur das Innere des Autos. Ich interagiere maximal, wenn ich mal jemanden reinlasse oder reingelassen werde und mich bedanke. Bei diesen Videotagebüchern habe ich echt oft gedacht, was soll ich jetzt erzählen? Ich bin jetzt von A nach B gefahren, habe mit niemandem gesprochen, mich keinmal gefreut und vielleicht sogar 2-mal geärgert. Also man merkt, 2 Wochen sind ein Beginn. Ich wünschte mir, das Experiment wäre ein Jahr gegangen. Da hätten wir ganz wunderbare Dinge gesehen. Du wechselst einfach das Verkehrsmittel, du steigst einfach aus dem Auto aus und aufs Fahrrad und zack, nimmst du die Umwelt anders wahr. Und siehst viel mehr und denkst über Menschen nach, die du morgens auf deinem Arbeitsweg siehst. Also aus meiner Sicht war das jetzt sehr erfolgreich, das Experiment. Gewohnheiten ändern, das dauert und kann anstrengend sein. Aber die These der Wissenschaftler? Mit dem Fahrrad fährt man nicht nur gesund und umweltschonend, sondern nimmt seine Umwelt bewusster wahr und geht besser mit ihr um. Wenn jeder ein bisschen was mehr auf seine Umwelt achten würde, würde der Umgang wahrscheinlich untereinander besser und auch die Stimmung etwas besser auf den Straßen. Patrick wird ab morgen wieder aufs Rad umsteigen. Und Niklas will ab jetzt jede Woche mit dem Fahrrad fahren. Wenigstens ein- bis 2-mal und nur, wenn es nicht regnet. Komm, Daniel, jetzt trauen wir uns mal was. Und zwar mitten auf der Straße. * Musik * Was hier jetzt so alles rumsteht, Bistrotische mit Stühlen. Ja, oder verschiedenste Mülltonnen. – Oder riesige Lastenräder. E-Scooter auch gern genommen. – Gerne auch liegend. Absperrung. Unterschiedlichste Straßenschilder. Das alles steht auf unseren Gehwegen, aber auf der Straße ist das unvorstellbar. Und stell dir mal vor, du bist auf dem Gehweg unterwegs, man kann nicht gut gucken oder man ist nicht gut zu Fuß und muss so einen Parcours bewältigen. Ja, da lohnt sich ein Perspektivwechsel. * Musik * Ich bin in Düsseldorf mit Renate verabredet. Auch eine… * Martinshorn * …von 18 Mio. Verkehrsteilnehmern, die durch dieses ganze Gewühl durch müssen, und zwar am besten sicher. Für Renate nicht so einfach, denn Renate ist blind. Welche Hürden und Stolperfallen da so auf dem Weg liegen, das zeigt sie mir heute. Hallo Renate. – Guten Morgen Anna. Ich bin Anna. Soll ich dir mal den Schirm abnehmen? – Ja gerne, danke schön. Hallo, guten Tag. – Schön, dich kennenzulernen. Ich freu mich auch. – Du nimmst mich mal mit? Wir laufen mal zur Haltestelle um die Ecke. Dann kann ich zeigen, wie Blinde und Sehbehinderte sich so im Straßenverkehr auf Gehwegen bewegen. Ich bin total gespannt, weil das ist schon für Sehende eine Riesenherausforderung. Für Blinde und Sehbehinderte noch mehr. Bis zum 1. Hindernis ist es für Renate meist nur ein paar Meter. Vorsicht. – Ah, genau. Heute Müllabfuhr-Tag in Düsseldorf. – Mitten auf dem Bürgersteig. Ich weiß, dass die Eimer irgendwo stehen müssen. Besser wäre, sie würden am Straßenrand stehen. Es denken viele Leute, die sehen können, gar nicht an deine Sorgen. Da sind wir schon mal bei dem 1. Punkt. Es stehen viele Gegenstände auf dem Bürgersteig rum. Gastronomie-Möbel, Geschäftsauslagen, Mülleimer. Elektroroller. Ja, Elektroroller ist ein ganz besonderes Problem, weil die kriegt man mit dem Stock nicht so gut erfasst. Ah, d.h. du denkst, der Weg ist frei? Ja, und bis dass man mit dem Stock… Man kann schnell drüber fallen. Dann umschiffen wir jetzt hier diese… Vorsicht, ich schütze dich vor der Hecke. Jetzt komm mit mir mal ein Stück weiter nach rechts. Weiter, weiter, weiter. Was ist da? Das ist die Abtrennung zwischen Fuß- und Radweg. Die brauchen wir Blinde auch. Das ist Teil eines Blindenleitsystems. Das sind Elemente, die sind an Ampeln, die sind an Bahnhöfen, die sind vor Treppen oder jetzt hier als Trennung zwischen Fuß- und Radweg. Das ist ein Aufmerksamkeitsfeld. D.h. hier muss ich mich orientieren. Hier muss ich gucken, was ist hier. – Ja, und weißt du auch, warum? Weil der Gehweg sich anfühlen würde, als wenn der Gehweg hier weitergeht, aber es ist eine Straßenüberquerung. Ja, genau, und es ist kein Bordstein. Und weißt du was? Wir treffen jetzt jemanden, der sich über jede Stelle ohne Bordstein freut. Das ist die Sanna, die ist auch mit der einen oder anderen Hürde unterwegs. Und das ist der Rollstuhl. Sanna ist chronisch erkrankt und sitzt deshalb seit 11 Jahren im Rollstuhl. Sanna, hallo. – Grüß dich. (Renate) Hallo Sanna. – Hallo Renate. Hallo Renate. – Schön, euch zu treffen. Lindemannstraße ist mal ein richtig bescheidener Platz, ja? (Sanna) Das ist sehr freundlich ausgedrückt. Was ist das Schlimmste hieran für dich? Hier komme ich alleine gar nicht raus. Die U-Bahn hält mitten auf der Straße. Da steigen die Menschen aus. Aber da, wo die Autos fahren, fahren halt die Autos. Ich als Rollstuhlfahrerin komme da gar nicht raus, weil der Ausstieg wäre so hoch. Aber Rollatorenfahrer*innen und Kinderwagen steigen zwischen den Autos aus und müssen ihren Weg zur Haltestelle finden. (Renate) Viele machen sich nicht klar, dass Barrierefreiheit nicht nur für behinderte Menschen wichtig ist, sondern für alle Menschen. Alle profitieren von Barrierefreiheit. Damit ich Renates Situation fühlen kann, setze ich mir eine Simulationsbrille auf. Ich sehe fast gar nichts mehr. Ich habe nur ganz kleine Löcher. Unser Ziel, die Haltestelle auf der anderen Straßenseite. Ich höre nichts. Erst mal ist es schlecht, dass die Ampel ein Mülleimer ist, völlig schlecht. Das hier ist eine Blinden-Ampel, die wir gar nicht finden können, weil es viel zu laut ist. Normalerweise müssen diese Ampeln akustisch Geräusche von sich geben, damit man sie findet. Ja? Jetzt hörst du es auch. Jetzt höre ich es auch vibrieren. – Los gehts. Wie gut, dass ich ein bisschen was sehen kann. (Sanna) Achtung, es kommt was entgegen. Wir sind auch schön auf dem Fahrradweg. Ja, natürlich. – Sehr gut. 2 Blinde und eine Rollstuhlfahrerin auf dem Fahrradweg, genau wie es sein muss. So fährt NRW. 2 Straßen müssen wir überqueren. Sanna hilft uns. Wobei, wollten wir nicht eigentlich zur Haltestelle? So, Achtung, Achtung, geschafft. Aber das Bisschen, was ich sehen kann, sind wir nicht an der Haltestelle schon vorbeigelaufen? Ja. – Sanna, du kannst gucken. Müssen wir auch, wenn ich dabei bin. Ich komme an dieser Haltestelle nicht rein, weil da ist ein Bürgersteig, hier komme ich nicht weiter. Hier ist Barriere, die ich nicht überwinden kann. Also geht es für Renate und mich kurz alleine weiter. Pass auf, hier ist ein Bordstein, auf den müssen wir drauf. Pfeiler mitten im Weg. Kann man jetzt rechts oder links dran vorbei? Du kannst rechts vorbei. Der Boden ist auch noch mit schlechtem Belag versehen, also hier ist völlig… Ich bin ganz froh, dass heute Streik ist und nicht noch eine Bahn uns über den Haufen fährt, so eng. Ja, hier ist kein Leitsystem, hier ist nichts. Respekt, ich ziehe alle Hüte, die ich habe, vor euch, dass ihr diese Verkehrswege hier irgendwie meistert. Wir haben gesehen, so darf das hier nicht laufen. Was aber alles passieren muss, damit es anders läuft, das gucke ich mir jetzt an. Mit 2/3 barrierefreier Haltestellen ist Krefeld im NRW-Ranking Vorreiter. Die neueste entsteht gerade direkt vor dem Hauptbahnhof. * Musik * Hallöchen. Hallöchen, komme mir vor wie am Traualtar hier. Am Traualtar, hast du schon auf mich gewartet? Anna, hi. Und, mit der Braut zufrieden? Kannst die gebrauchen? – Jaja. Ihr habt was für mich zu tun, ne? Ist eine wichtige Arbeit hier. – Ja. Baustelle für eine barrierefreie Haltestelle. – Ja, Hochbahnsteig. Okay, was brauche ich dafür? Oh, Warnweste. Ganz wichtig, Sicherheit vor alles. Bitte schön. – Danke schön. Sicherheit vor alles. Oh, die passt ja sogar. Ja, habe ich gesagt, 1 a. Wollen Sie die Braut zum Bagger führen? – Ja, auf jeden Fall. Heute geht es direkt an die Gleise, die werden im Zuge der Umbaumaßnahmen erneuert. Das ist der Kevin, da darfst du mit. Mahlzeit. Was müssen wir denn hier machen, um eine barrierefreie Haltestelle hinzukriegen? Ja, der Alte muss erst mal rausgerissen werden und der Neue muss verlegt werden. Die Gleise sind jetzt neu verlegt worden, der Schotter da rein. Später kommt die Stopfmaschine. Die stopft den Schotter unter die Schwelle. – Okay. So soll die Haltestelle bald aussehen. Erhöhte und breitere Bahnsteige, die einen barrierefreien Ein- und Ausstieg zwischen den Bahnen möglich machen. Zusätzlich werden Blindenleitsysteme installiert. * Musik * So, Rainer, wie lange dauert das, so eine barrierefreie Baustelle, vom 1. Aushub bis zum letzten? Ja, so ca. ein Jahr ungefähr. Wir haben ganz oben angefangen, an der Kreuzung oben. Da haben wir alles rausgeholt, das Gleis haben wir rausgeholt. Mussten alles wieder auffüllen. Und dann wundern sich die Leute, warum das so lange dauert. Ja, dann hast du ja andauernd Verkehr. Da musst du alles ranfahren per Lkw, abfahren per Lkw. Das ist alles zeitaufwendig. Marcel Krins von den Krefelder Stadtwerken ist Projektleiter für den barrierefreien Umbau der Straßenbahnhaltestelle. Vom 1. Strich, den ihr auf diese Pläne gemalt habt, bis zum letzten Sandkorn, was dahinten verbaut wird, wie lange dauert das? Bei dem Projekt sind es 9 Jahre. 9 Jahre von der 1. Planung bis zur Begehung? Seid ihr im Plan? – Wir sind im Plan, tatsächlich. Man kann das positiv sehen, wir haben vor 9 Jahren angefangen, uns Gedanken zu machen, dass der Hauptbahnhof barrierefrei werden muss. Wenn eine Straßenbahn im Einsatz ist, habe ich mit Gleisen zu tun, mit großen Bahnsteigen, langen Bahnsteigen. Es gibt ne Art Verteilungskampf zwischen den Verkehrsteilnehmern, zwischen dem Auto, dem ÖPNV, dem Fahrrad, dem Fußgänger natürlich. Da dann so viel Platz zu ergattern für die Straßenbahn, für den ÖPNV, das ist gar nicht so einfach. Hier in Krefeld muss noch ein bisschen gebuddelt, gebaut und verlegt werden, aber es läuft ja. Superbeispiel übrigens in NRW ist Oberhausen, da sind schon 93% aller Haltestellen barrierefrei. In ein paar Jahren sind die fertig. Alle anderen Städte sollten sich daran mal ein Beispiel nehmen. Wie kommt Familie Bergers auf dem Land ohne Auto zurecht? Vater Marco auf dem Weg zur Kita. Mit E-Scooter statt Auto? * Musik * Wow. Echt jetzt? Fürs 1. Abholen ohne Auto hat Marco ein Rätselheft dabei. Und das Eis hilft sicherlich Sohn Alex auch beim Heimweg zu Fuß. Kurze Wege ohne Auto, das geht im Dorf. Fast so wie in seiner eigenen Kindheit. Früher konnte man auf jeder Straße hier Fußball spielen, Fangen spielen, Verstecken spielen. Das geht heute nicht mehr, weil die Straßen voller Autos sind. Daniela will es nach dem Bus am nächsten Tag mit dem Fahrrad zur Arbeit versuchen. Inklusive Einkauf auf dem Heimweg. * Musik * Für heute Abend reicht es, weil ich nur noch Fleisch und Gemüse gekauft habe. Aber für einen Wocheneinkauf würde das niemals ausreichen. Und hab mich auch geärgert, weil es gab ein Angebot im Geschäft. Hätte ich gerne gekauft, aber es ist leider zu schwer und zu sperrig, um das mit dem Fahrrad transportieren zu können. Ihr Rückweg nach Hause wirkt mit 7 km machbar, aber die Strecke geht an und über Bundesstraßen. Ja, viel Verkehr und weiß nicht, ob eine Ampel vielleicht besser wäre. Wenn es jetzt z.B. dunkel ist. Weiß ich nicht, ob man einen Fahrradfahrer sieht als Autofahrer. Dafür sind die letzten 3 km umso schöner. Die Fahrradstraße und dann die Felder. Ist auch immer schön, wenn man die Erdbeerpflänzchen sieht und die Spargelfelder. Das sieht man ja vom Auto aus nicht wirklich. Ja, ich bin froh, dass ich zu Hause bin. Ich war sehr positiv überrascht, dass ich tatsächlich nur 20 min gebraucht habe. Das ist plus minus so schnell wie mit dem Auto. Und ich hab mir während der Fahrt gedacht, das könntest du mal öfters machen. Ist ja auch nicht so schlecht für die Figur. Für längere Strecken und bei schlechtem Wetter bräuchte Familie Bergers mehr und bessere Bus- und Bahnverbindungen. Bei kürzeren Strecken unter 10 km wollen sie das Auto in Zukunft öfters stehen lassen. Eine Nachbarin hatte tatsächlich ein Fahrrad zu verkaufen, weil die sich ein E-Bike gekauft hat. Das habe ich jetzt käuflich erworben. Damit ich ein anständiges Fahrrad habe, mein altes war zu klein und immer kaputt. Ich bin ganz gut gewappnet. Und was müsste sich für Sie ändern? An der Pünktlichkeit der Busse und der Bahn kann man generell immer viel machen. Auch mit den Fernverkehrszügen der Deutschen Bahn, dass sie sehr unpünktlich sind. Seit das 49-Euro-Ticket da ist, ist es die günstigste Alternative, mit den öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs zu sein. Deswegen habe ich auch mein Auto letztens erst verkauft. Und, ja, ist einfach einfacher. Jetzt würde ich sagen, die Leute sollen auf die Züge umsteigen. Aber auf die Züge kann man sich nicht verlassen. Ganz oft bin ich auch Zug gefahren, es war teilweise ne Tortur. Ohne Bahn wird es auf keinen Fall was mit der Verkehrswende. So, woran denkst du denn, wenn du die Gleise siehst? Ist das eher so der Weg zur Arbeit oder ist das Fernweh? Nee, eine große Hoffnung. Damit verbunden, dass es auch wirklich läuft, dass auf diesen Gleisen auch wirklich was fährt. Dass da kein Streik ist, der mich aufhält, dass die Bahnen pünktlich kommen. Keine maroden Brücken z.B. Also klar, da müssen noch Milliarden investiert werden, aber wir haben noch ein ganz anderes Problem. Und zwar liegt das auch auf der Schiene. Ja, das sitzt vorne im Zug drin. Wie kann der Job des Lokführers wieder attraktiv gemacht werden? Dafür ist so viel gestreikt worden, aber eine Lösung sehe ich noch nicht. Bei uns in NRW fehlen knapp 1.000 Lokführer. Ich würde sagen, ich nehme das Problem selber in die Hand. Rechenbeispiel: Fällt nur eine Regionalbahn mit 220 Fahrgästen aus, und diese würden dann alle mit dem Auto fahren, wäre die Schlange 2,5 km lang. Also, wir brauchen genügend Lokführer. Im Simulator in Wuppertal wird ein Teil von ihnen ausgebildet. Dahinten kommt ein Bahnsteig, siehst du den? – Ja. Da am Ende des Bahnsteigs versuchen anzuhalten. Hier haben wir eine H-Tafel, das ist unser Halteplatz. Das schwarze H in der Mitte, da müssen wir halten. Hier muss ich halten? Ja, bist du jetzt dran vorbeigefahren. – Mist. Schade, durchgefallen. Von wem kriegt man jetzt Ärger? – Von mir. Ich bin komplett angespannt. Florian ist der Chef der Lokführer der Privatbahn National Express. Wie lange dauert überhaupt so eine Ausbildung? Wenn du es als Quereinsteiger machen möchtest, das wird auch immer beliebter, kannst du das so in etwa 9 bis 12 Monaten erlernen. Nach 9 Monaten kann ich schon Lokführer werden? Ja, richtig. – Krass, okay. Oh, jetzt bist du 1 km/h zu schnell. Das bedeutet, ist schon schlecht? – Ist schlecht, ja. Ein bisschen bremsen einmal. Ja, aber so fährt man doch Auto, oder? Immer so ein bisschen mehr, als man darf. So fahren Reporter offenbar Auto. Von Eisenbahnern erwarten wir schon ein regelkonformeres Verhalten. Jetzt klingt ja die Ausbildung ziemlich attraktiv, aber trotzdem fehlen einige. Woran liegt das? Der Beruf hat sicherlich schon seine Schattenseiten, die man bereit sein muss, wo man sich vorher mit auseinandersetzen muss. Das große Thema ist Schichtdienst. Dem muss man sich bewusst sein. Wochenendarbeit, das sind halt Themen, wo viele erst mal vor zurückschrecken. Auch so das Thema psychische Belastung ist möglicherweise was, wo einige sagen, das ist vielleicht nichts für mich. Oh, da steht ein Fahrzeug im Gleis. Einmal Schnellbremsung einleiten. Jawohl. Und dann müssen wir einen Nothaltauftrag geben. Aber der stand nicht auf unserer Seite. Nee, zum Glück nicht, aber wir müssen die entgegenkommenden Züge warnen. * Piepsen * Betriebsgefahr, alle Fahrten zwischen Frellendorf und Schlieden sofort anhalten. Ich wiederhole: Betriebsgefahr, alle Fahrten zwischen Frellendorf und Schlieden sofort anhalten. Hier Zug 24225, Auto im Gegengleis. Aber mal ganz ehrlich, hätte der bei uns gestanden, ich hätte den so schnell gar nicht… Da wären wir gegen gefahren. Ja. Also… Krass. Aber ich meine, das sind die Situationen, die man hier versucht zu schulen. Richtig, das sind Ereignisse, die wollen wir alle nicht, aber die kommen vor. Deswegen üben wir die so realitätsnah wie möglich. Lokführer. Im Simulator gar nicht so einfach, aber spannend. Nebenan Theorieunterricht. Warum hast du z.B. gesagt, ich werde Lokführer? Angesprochen hat mich eigentlich das Ganze… Schichtarbeit finde ich interessant, macht auch Spaß. Dann jeden Tag eine andere Uhrzeit, das ist auch in Ordnung. Dann langes Arbeiten, weil kurzes Arbeiten ist langweilig, kann ja jeder. Das ist so das Grobe. Wenn man in die Züge guckt, überwiegend Lokführer, aber keine Lokführerinnen. Die Frauenquote ist wirklich sehr, sehr gering und das ist noch ein männerdominierender Beruf. Woran liegt das? Ich kann es mir nicht erklären. Vielleicht ist es für die Frauenwelt nicht attraktiv oder so. Vielleicht hängt das nur im Kopf noch fest. Lokführer, Technik, Maschinen, Männer. Ich weiß es nicht. Eine letzte Frage, bevor es losgeht, grüßen wir alle Lokführer, die uns entgegenkommen oder die Konkurrenz nicht? (alle) Alle. Alle, egal welche Farbe das Unternehmen hat. Chef-Lokführer Florian lässt mich jetzt tatsächlich mitfahren. Hallo. Gut festhalten, gleich fahre ich. * Klopfen * Hereinspaziert. Mega, ich freue mich total, dass ich das hier mal so live miterleben darf. Ja, 1:11 min noch, dann geht es schon los. 1:11? – Ja. Das Signal zeigt noch Halt, also insofern haben wir vielleicht noch Zeit. So, jetzt noch zusteigen hier, es geht los. Alles klar, dann kann sie losgehen, die wilde Fahrt. * Musik * Immer grüßen, habe ich gehört. – Richtig. Wir fahren von Wuppertal nach Köln. Fahrtzeit: knapp 1 h. * Musik * Ein kleines Kind, was gewunken hat, da winkt man natürlich zurück. Viele Kinder haben den Traum, Lokführer oder Lokführerin zu werden. Und dann hört das irgendwann auf. Woran liegt das? Ich denke, der Beruf ist nicht mehr so sichtbar in der Öffentlichkeit. Wichtig ist einfach zu zeigen, was machen wir hier eigentlich. Und dass das ein super schöner Beruf ist. So, kannst du mir sagen, wie schnell wir fahren dürfen? 160. – Nee. Nett geraten. 120? – Nee. Auch nicht. Äh, weiß ich nicht. Woran hätte ich das erkennen können? Ach, 130. Daran. – Okay. Wenn man zwischendurch hört, fällt aus wegen Personalmangel, das ist kein Ammenmärchen, sondern das ist wirklich so. Das ist leider keine Lüge. Keine Ausrede, keine Lüge, uns fehlen leider tatsächlich zu viele Leute. So kommt es vor, dass bei kurzfristigen Krankmeldungen die Bereitschaften schon im Einsatz sind und wirklich keiner mehr da ist, der den Zug fahren kann. Schichtarbeit, viel Verantwortung, das können sich viele nicht vorstellen oder trauen es sich nicht zu. Auch ich bin skeptisch. Und hast du dir alles gut angeguckt? Ja, war eine spannende Fahrt, muss ich sagen. Und traust du dir es auch zu? – Nee. Probiere doch mal dein Glück. Mit dir an meiner Seite sollte ja nichts schief gehen, hoffe ich. Ja, geht los. – Geht los? Jawohl. – Wow, geht los. Das ist aber noch mal eine ganz andere Nummer. Ja, bewegt sich auf einmal. – Ja, auf jeden Fall. Aber wenn ich mir vorstelle, hinten sitzen die Leute und so weiter, da habe ich jetzt noch mal eine ganz andere Vorstellung von der Verantwortung. Gleich am Ende dieses Gleises hast du ein rotes Signal, davor musst du auf jeden Fall anhalten. Im Simulator ist es noch schiefgegangen. Hoffentlich klappt es jetzt mit dem Anhalten. Ja, das ist Spannung, die man fühlen kann, meine Damen und Herren. Super. Alter Willi, ich habe komplett nasse Hände. Das war mega, richtig cool. Vielen Dank. Also, es war ein spannender Tag, aber es muss sich dann doch noch einiges ändern. Infrastruktur, Pünktlichkeit und v.a. auch unsere Wahrnehmung gegenüber des Lokführerjobs. Denn sonst heißt es: Endstation Verkehrswende. Traritrara. – Hör mal, top. Hey, der Wocheneinkauf ist da. – Genial. Passt alles rein. Brauchst kein Auto mehr. Brauchst auch viel Platz, ne? – Jaja. Willst du hier parken? – Das ist die Frage. Wohin damit? Können wir mal ausprobieren. Muss man dich jetzt immer vorher anrufen? Ja, ich nehme dann das Fahrzeug entgegen. So, jetzt siehst du es schon. – Ist ein bisschen lang, ne? Hier kommt man nicht mehr gut durch. Das ist schon mal nichts. – Wohin? Die gute Nachricht, du darfst überall da parken, wo Autos parken. D.h. ich gehe hier jetzt hier? Genau, da darfst du parken. Steht neu in der Straßenverkehrsordnung. Da wird er sich aber jetzt sehr freuen. Alle Autofahrer. D.h. ich darf jetzt ganz neu überall da parken, wo die Autos parken. Jetzt haben wir folgendes Problem: Man weiß das teilweise nicht alles so ganz genau, dafür gibt es jetzt diese Schilder. Das hast du gemalt. Neues Straßenverkehrsschild. Und klar, damit ist die Sache ganz klar, wo man dann stehen darf. Ein offizieller Parkplatz fürs offizielle Lastenrad. Hat nämlich immer mehr Fans, v.a. auch in der Wirtschaft. * Musik * Ist ein bisschen was Besonderes, was du da bekommen hast. Viel größer als ich dachte, Marco, es ist Wahnsinn. Du brauchtest ja ein bisschen mehr Höhe in der ganzen Geschichte, zum Einladen. Jetzt zeig mir mal alles. Heizungsbaumeister Philipp Nordmann holt seinen neuen Transporter bei Marco Rieger ab. Über 2 m hoch und 4 m lang ist das besondere Lastenrad. Etwas Großes und Schweres will er damit transportieren. Das sind die Schwerlastfelgen? Genau, die sind speziell an dem Fahrrad dran, da du mit der Wärmepumpe und dem Zubehör und mit dem Werkzeug die 200 kg Zuladung auslasten wirst regelmäßig. Dann bist du damit im Alltag besser unterwegs. Was ist das für ein Material, die Felgen? Gussaluminium. – Gussaluminium, das sollte halten. Wie ist das mit dem Wind überhaupt? Ja, ist anfällig, gerade Seiten. Du kannst auch im geschlossenen Zustand bei Schlechtwetter absenken, und dann fährst du quasi nur noch auf der Höhe. Dann ist das kein Thema mehr. 15.000 Euro kostet die Sonderanfertigung. 3.500 Euro Förderung bekommt der Heizungsbauer von Land und Bundesamt für Wirtschaft. Für Philipp Nordmann eine Investition in die Zukunft. Ich hab angefangen mit nem Fahrrad und nem alten Bulli 1994. Man kommt so ein bisschen in diesen Trott hinein, dass man sagt, ich setz mich ins Auto und fahr einfach. Da möchte ich wieder von weg. Ich baue Wärmepumpen ein, d.h. ich bin Teil der Nachhaltigkeit, der Transmission. Und ich möchte auch von der Mobilität her, von meiner Firma her das Ganze so darstellen, auch gegenüber dem Kunden. Ich hab eine Wärmepumpe mitgebracht, sollen wir mal eine testen? Auf jeden Fall, klar. Okay, dann lass uns hinten losmachen und die Rampe runter. Einfach aufdrücken, kannst einfach rausdrücken. Ach so, das klemmt nur? Für den Test nimmt der Heizungsbaumeister einen Dummy, den er sonst zur Demonstration bei Kunden einsetzt. Echte Wärmepumpen wiegen bis zu 200 kg und sind doppelt so hoch. Im 1. Schritt ist das erst mal mutig, also das ist nicht üblich. Man kennt es nicht, ein Handwerker, der mit einem Fahrrad oder einem Lastenrad irgendwie anreist. Somit ist es einer der Ersten, der es so umsetzen möchte. D.h. neben dem Mut braucht man auch so ein bisschen den Willen dazu. Vielen Dank, wir sehen uns. Viel Spaß damit, freu mich, von dir zu hören. Lastenräder in Sonderanfertigung bieten zahlreiche Möglichkeiten. Von der mobilen Klinik. Über eine Bühne auf Rädern. Bis zum Leichenwagen. * Musik * Man ist natürlich näher an der Natur, an der frischen Luft. Und man kommt meiner Meinung nach auch entspannter ans Ziel. Malermeister André Reckersdrees war einer der Ersten in NRW, der ein Lastenrad für seinen Betrieb gekauft hat. Man ist zwar ein bisschen langsamer unterwegs, aber das ist nicht immer so verkehrt. Hier muss ich jetzt auf die Straße. Das Lastenrad ist ein ganz normales Fahrrad. Ich darf auf jedem Fahrradweg fahren, soll auf jedem Fahrradweg fahren, aber es geht leider nicht immer. Baustellen oder wenn es zu eng ist, kann man auch auf der Straße fahren. Ist auch von der Polizei gewünscht, weil es sonst zu Problemen führt. Und wenn es jemanden stört? * Hupen * Hat der Malermeister seine Argumente immer ausgedruckt dabei. Das ist eine Verwaltungsvorschrift zur Straßenverkehrsordnung. "Wenn die Benutzung eines Radwegs nach Umständen des Einzelfalls unzumutbar ist, darf es nicht beanstandet werden, wenn Sie den Radweg nicht benutzen." So steht es hier. Ich finde es super, energiesparend, umweltschonend. Schon mal gesehen? Nee, 1. Mal jetzt. * Hupen * Alles gut. Alles klar , danke. Es gibt natürlich auch welche, die hupen und sagen, das könnte schneller gehen, du hältst mich auf. Aber eigentlich ist es immer sehr positiv. Wir haben Azubis, die keinen Führerschein haben, weil sie zu jung sind. Oder wir haben auch einen Mitarbeiter, der hat nie einen gemacht. Dann haben wir gesagt, wir machen das. 7.500 km mit dem Lastenrad statt mit dem Auto. Das macht etwa 1.300 kg CO2-Ersparnis. Sein Beitrag zur Verkehrswende. 27.300 Lastenräder und Anhänger wurden in Deutschland für gewerbliche Zwecke 2022 verkauft. Das waren doppelt so viele wie im Jahr davor. * Musik * Was nehmen wir jetzt mit von unserer großen NRW-Reise? Ich auf jeden Fall, dass wir ein bisschen Bequemlichkeit ablegen müssen. Zumindest im urbanen Raum. Und im ländlichen dann erst mal Angebote schaffen, damit man da über Bequemlichkeit reden kann. Und eigentlich ja Neudenken zulassen. Dass man nicht immer sagt, das haben wir immer so gemacht. Es geht nur das Auto, was anderes kommt uns gar nicht in die Städte. Neue Wege. – Die dann aber konsequent gehen. Und nicht alles so durchdenken und durchplanen. – Erst mal starten? Starten, machen, vorankommen. Und dann vielleicht auch evaluieren und besser werden. Weil besser werden können wir auf jeden Fall. Wie wäre es mit einem Amphibienbus rüber über den Rhein auf die Schäl Sick? Oder Wassertaxis auf Rhein und Ruhr. Oder eine Seilbahn, die Köln mit Hattingen verbindet. Ja. (lacht) Copyright WDR 2024

    23 Comments

    1. Ich bin selbst Müllauto gefahren und der Im Beitrag zu sehende Mercedes Econic hat zu, gluck eine sehr gute Rundumsicht auch "nur" mit spiegeln … leider schauen die anderen Verkehrsteilnehmer oben auch viel zu wenig

    2. 50:27 Mit dem Rad oder zu Fuß zur Schule ist den Eltern wegen der vielen Autos zu gefährlich. Anstatt dafür zu sorgen, dass die Autos keine so akute Gefahr darstellen, heizen sie das Problem noch mehr an.

      Kurz: Der Normalbürger ist nicht in der Lage oder nicht Willens vom Einzelfall auf die Gesamtmenge zu schließen. Macht ihn das zum sinnvollen Entscheider?

    3. 51:16 Das Parken auf der Hauptstraße hat einen positiven Effekt: Es werden diejenigen behindert, die der Grund für das Problem sind. Mehr davon. Viel mehr.

    4. Rad fahren zur Arbeit!Neulich ein Radfahrer wird am hellichten Tag von einem Migranten zu Fuß unterwegs mit einem Messer ins Gesicht gestochen,bter dem Treten der Pedale!Passanten werden wärend der Busfahrt mit einem Messer angefallen u d schwer verletzt!Bei Bahnfahrt von einem Südländer mehrere mit Messer schwer verletzt,zwi junge Leute gleich abgestochen,da der Angreifer Frist hatte!Jeden Tag mehrmalige solche Horrortaten und da will man die Bürger alles ernstens dazu animieren mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zu fahren?Wie Ignorant seit ihr?!

    5. 1:10:30 Ich habe 2 große Satteltaschen zuhause, mit denen kann ich bis zu einen 3/4 Einkaufswagen transportieren, was für mich völlig reicht.
      Damit gehe ich oft einkaufen, ich habe aber auch noch ein Auto, um zu meiner Familie auf das Dorf, um in den Urlaub zu fahren, oder zum Beispiel, um große Sachen über weite Distanzen zu transportieren.

      Ich fahre mittlerweile täglich mit dem Fahrrad zur Arbeit (6km eine Richtung) und ich muss sagen, dass es mich glücklicher macht. Wenn man weiter weg wohnt, könnte ein E-Bike auch gut sein, mehr als 15-20km würden die meisten Menschen damit aber auch nicht jeden Tag zur Arbeit fahren, denke ich.
      Ich habe nichts dagegen, dass Leute Auto fahren, es sollte aber überall möglich sein, sicher mit dem Fahrrad zu fahren und etwas ÖPNV sollte auch immer verfügbar sein, außer in ganz abgelegenen Bereichen eventuell.

    6. 1:05:30 Wenn die Gewohnheit mehr zählt, als die Mitmenschen. Wo ist festgelegt, dass es von der Fahrbahn zum Geh- oder Radweg einen Höhenunterschied geben muss? Rechtlich reicht der durchgezogene Bordstein.

      Ich sehe es immer wieder, wie Rollstuhlfahrer bei stinknormalen Kreuzungen entweder nicht oder nur mühsam auf den Gehweg hochkommen oder sie – eigentlich rechtswidrig aber sehr verständlicher Weise – den Radweg benutzen, weil der Bordstein da einen Hauch niedriger ist.

      Es sind immer wieder diese Behinderungen ohne Grund, die mich aufregen, wie Schilder NEBEN der Sperrfläche auf dem Geh- oder Radweg etc.

      Auch sollte man sich als Mensch ohne Einschränkung mal klarmachen, dass auch Menschen mit Einschränkung das Recht auf ein würdiges Leben haben. Was würde es kosten, für jeden Pups, den jemand mit Einschränkung (z.B. als Rollifahrer Waren aus dem obersten Regel im Supermarkt holen) nicht machen kann, einen Helfer nebenher laufen zu lassen, der dafür bezahlt wird? Deswegen sollte man schon aus rein wirtschaftlichen Erwägungen nach zwei Grundprinzipi handeln: So wenig Hindernisse wie möglich (das gilt für die Planer) und möglichst viel helfen (das gilt für jeden, der im Alltag helfen kann).

      Oder man macht es so, wie es eben sehr viele gerne machen: Das Recht der andern interessiert mich nicht. Da braucht man nicht nachdenken und auch nicht helfen. Damit gewinnt man dann aber auch Wahlkämpfe.

    7. 1:10:54 Abgesehen von alle paar Wochen mal was wirklich großes zu transportieren (ein paar Kisten Getränke etc.) oder wirkliches Sauwetter, mache ich für fünf Nasen auch alles mit dem Fahrrad. So ein kleiner Korb am Lenker ist da aber nur wenig nütze. Für den Wochenendeinkauf muss der Kinderanhänger herhalten. Sonst brauchen wir ihn ja auch nicht mehr.

      Das geht. Und ehrlich: Ein Auto pro Familie reicht eigentlich. Der Platz in der Garage wäre mir zu schade.

    8. 1:11:10 Die B9 bin ich früher auch ein paar mal von Köln nach Neuss mit dem Rad langgedübelt. Es gibt schönere Wege zum Fahren. Die Verkehrsbehörden haben aber auch deutlich schlimmeres im Angebot.

      Ach ja: die Sichtbarkeit ist gut und schön. Leider gibt es im Verkehr immer wieder Leute, die gar nicht sehen wollen. Da sollte man sich jederzeit drauf einstellen.

    9. 1:13:16 "So, woran denkst Du denn, wenn Du die Gleise siehst?"

      An meine Modellbahn!

      Ach ja. Es gibt viele Sachen, an die ich denke:
      – wäre schön, wenn der Laden funktionieren würde
      – es gibt sicherlich einige Leute, die da mitmachen, um den Laden zu sabotieren
      – Graffiti
      – Korruption
      – eigentlich ist Bahnfahren total super. (Aber Langstrecken kann ich unabhängig vom Verkehrsmittel nicht ab. Höchstens mit dem Rad. Da vergeht eher die Kraft als die Lust.)
      – Für eine Familie im Fernverkehr viel zu teuer.
      – Jeder sollte den ÖPNV "nahezu kostenlos" nutzen können. Zumindest höchstens halb so teuer, wie eine entsprechende Autofahrt. Gerade auf mehrere Personen bezogen. (Wir wollten mal zu siebt in das Zentrum der Großstadt [außerhalb von NRW]. 3,5 km eine Richtung. Mit der Bahn wären es ca. 25 bis 30 € gewesen, mit dem Auto (7-Sitzer) waren es keine 5 € (Parkhaus inbegriffen). Der momentane Preisunterschied bei Einzelfahreten geht nicht. Der Autopreis muss deutlich nach oben und der für den ÖPNV nach unten.

    10. Warum muss der Filialleiter um halb 6 im Markt sein? Irre.
      21 km kann der Herr mit dem Fahrrad fahren, aber es gibt vermutlich keine Wege dafür. Aber schlimm dass der Kleine schon so abhängig vom Auto ist, dass er das will. Meine Kinder, mit dem Auto? Vielleicht einmal im Monat zum Abholen, wenn wir danach woanders hin fahren. Bringen, niemals!

    11. Der Tausch ist ja lustig.
      Viele Radfahrer wissen ganz genau, wie es ist Auto zu fahren. Einen Führerschein hatte ich tatsächlich, bevor ich das Fahrrad als Verkehrsmittel benutzt habe. Als ich 18 war, war das Thema Fahrrad für mich für 10 Jahre erledigt. Alles mit ÖPNV und Fernverkehr gemacht. Mit 24 dann den Führerschein und mit 26 ein eigenes Auto.

      So wie ich sind viele Radfahrer, wir wissen ganz genau was mit dem Auto Sache ist. Und wir wissen, wie Autofahrer bei ungepanzerten Verkehrsteilnehmern wirken, selbst wenn wir mal Auto fahren, ist uns das bewusst und wir handeln so. Sieht man ja bei 23:35, wo er Frau mit Kind rüberlässt. Jeder reine Autofahrer weiß (oder sollte wissen) dass er hier Vorrang hat, und würde selbstverständlich einfach fahren.

    12. Beim Überholen durchgehend die Hupe drücken ist eigentlich eine Straftat (Nötigung) aber kann man schon mal die Augen zudrücken, die Straftat richtete sich ja gegen einen Radfahrer.

    13. 1:19:38 Eine Teillösung des Lockführerproblems könnte man erreichen, indem man deutlich mehr Güterfernverkehr auf die Schiene verlagert. Rein theoretisch sollte dann pro Zug einige LKW-Fahrer frei werden. Die haben ja auch ähnlich miese Arbeitsbedingungen und sind definitiv schlechter bezahlt.

      Neben dem massiven Umbau der Infrastruktur hierfür ist ein Problem dabei ist natürlich, dass ich haufenweise Fahrer (gerade im Fernverkehr) mitkriege, denen man aus Sicherheitsgründen keinen LKW anvertrauen sollte. Einen Zug dann ja wohl erst recht nicht.

      Ich persönlich gehe davon aus, dass hier schlussendlich das autonome Fahren in eher ferner Zukunft eine Lösung bringen wird. Wobei – wenn ich mir so die Fehlerhafte Software von Betriebssystemen, Officeanwendungen und sonstigen Programmen vor Augen führe – ich dann nicht weiß, ob ich das wirklich vorbehaltlos unterstützen kann. Andererseits: ob ich jetzt einen unfähigen Programmierer oder einen unfähigen LKW-Fahrer habe, ist ja erst mal egal. Zumindest bei den Programmierern kann man aber mit Kontrolle mehr ausrichten. Da kann das Programm kontrolliert werden und es verändert sich am nächsten Tag nicht sofort wieder.

    14. Als ich noch ein Kind war, bin ich mit dem Fahrrad zum Kindergarten gefahren. Und zur Schule später auch.
      Nur an Tagen mit Schietwetter hatten meine Eltern sich erweichen lassen, mich mit dem Auto zu bringen.

    15. 7 km mit dem Fahrrad. Wo ist hier die Herausforderung? Bei der Distanz steige ich nur ins Auto, wenn ich sehr viel zu transportieren habe. 7 km sind selbst für untrainierte in gut 25 min machbar.

    16. Leute, die Poolnudel ist 1,5 lang, ihr klemmt die aber unter den Gepäckträger.
      Der Abstand gilt von Lenkerende bis zum Außenspiegel des überholenden Fahrzeuges und es ist ein MINDESTabstand.
      D.h. ihr stellt den Abstand locker 50..60 cm zu klein dar. Das halt einfach mal 1/3 zu wenig.
      Also das sind halt so Darstellungen, die niemandem helfen.

    17. Boa so gefährlich in köln und ich fahre ja auch jedentag zur arbeit mit dem Fahrrad ca. 5 Kilometer weit ,ab jetzt nur noch mit meine 28jahre altes drecks schleuder benziner zur arbeit,lieber die Umwelt zu zerstören um zu überleben.

    18. Hallo, hier mal ein paar provokative Fragen: Zahlen Radfahrer eigentlich Steuern, mit denen man ggfls. mehr und bessere Radwege finanzieren könnte? Warum müssen Radfahrer eigentlich keine professionelle Ausbildung bezüglich der Verkehrsregeln und eine spezielle Führerscheinprüfung machen (Viele Radfahrer hätten das wirklich nötig!)? Warum müssen Fahrräder nicht regelmäßig auch zum TÜV? Und wo sind die ganzen Fahrradfahrer in den Herbst-/Wintermonaten mit dem fiesen, veregneten, stürmigen, grauen Wetter? Viele Grüße vom Niederrhein 🙂

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