Bei einem Urlaub rund um Aachen lohnt es sich auch mal bei den Nachbarn in den Niederlanden und Belgien vorbeizuschauen. Daniel Aßmann ist unterwegs im Dreiländereck und findet heraus, was die Menschen in der Grenzregion miteinander verbindet.

Er radelt auf der Heuvelland-Fietsroute von Aachen bis zur schönen Studentenstadt Maastricht. Dort angekommen unternimmt er eine Paddeltour mit dem Kanu auf der Maas und entdeckt das Naturschutzgebiet Negenoord-Kerkeweerd mit einem elektrischen Flüsterboot. Enten trifft er nicht nur auf dem Wasser: Mit dem gleichnamigen Oldtimer unternimmt er einen Roadtrip in die Wallonie und nach Ostbelgien. Es wird eine kleine Schlemmertour: Für Fritten, Waffeln und Bier ist Belgien schließlich bekannt. Auf dem Weg nach Lüttich macht Daniel Aßmann noch einen Abstecher zu einem der größten Freifallsimulatoren Europas.

Auch an der holländischen Küste lässt sich zwischen Nordsee und Ijsselmeer wunderbar entspannen – jetzt in der ARD-Mediathek: https://1.ard.de/reisen-nordholland-entspannung?yt=d

00:00 Intro
01:54 Über die Heuvelland-Fietsroute nach Maastricht
05:30 Weinregion Limburg am Bergdorpje Vijlen
08:26 Regionale Leckereien genießen
12:57 Abenteuer unter der Erde: Grottenbiken in Valkenburg
19:17 Hauptstadt der Provinz Limburg: Maastricht
25:05 Himmlische Zustimmung: Buchhandlung in der Dominikanerkirche
32:53 Paddeltour auf der Grenzmaas
36:20 Konigs-Wildpferde am Flussufer
42:46 Untern Kumpeln: Museum Energeticon in Alsdorf
50:13 Reiten durch den Hürtgenwald
56:57 In der Ente durch Ostbelgien
01:00:48 Spezialitäten auf dem Sonntagsmarkt in Aubel
01:04:03 Bier aus Kelchen: Die Abtei von Val-Dieu
01:07:40 Kunsthof in Eynatten-Berlotte
01:11:52 Jan schwebt im Windkanal
01:14:55 Lüttich: Die tausendjährige Stadt
01:20:31 Legal & gefördert: Lütticher Streetart
01:25:46 374 Stufen auf den Montagne de Bueren
01:27:39 Outro

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Weitere Infos:
► ARD Mediathek: https://www.ardmediathek.de/reisen
► WDR Reisen: https://reisen.wdr.de
► Wunderschön: https://wunderschoen.wdr.de
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“Wunderschön – Urlaub rund um Aachen” ist ein Film von Beate Höfener.
Dieser Film wurde 2024 im Auftrag des WDR produziert. Alle Aussagen und Fakten entsprechen dem damaligen Stand und wurden seitdem nicht aktualisiert.

* Zur Erstellung des Thumbnails wurde eine Bildbearbeitungssoftware verwendet, die auch KI nutzt.

Untertitel: WDR mediagroup GmbH im Auftrag des WDR * Musik * Ui, ui, ui. Hier muss man starke Nerven haben, um runterzugucken. Gucken wir lieber in die Ferne, oder? Unser heutiges Reiseziel liegt direkt vor uns. Wir sind am Dreiländerpunkt bei Aachen. Hier kommen 3 Länder zusammen. Belgien, Niederlande und Deutschland. Da kommt mir direkt die 1. grenzübergreifende Frage. Wer hat die Fritten erfunden? Aber natürlich interessiert uns noch so viel mehr. Was verbindet die Menschen in der Grenzregion? Wo gibts die schönsten Geschichten und die faszinierendsten Naturoasen? Das ist eben so toll an der Kaiserstadt Aachen. Belgien und die Niederlande sind ganz nah. Wir fahren mit dem Rad nach Maastricht und mit dem Kanu auf der Maas. Wir entdecken die Stadt Lüttich, ein Museum für Energie und einen Pferdehof für Kinder mit ganz besonderen Pferden. Es wird spektakulär auf einer der längsten Treppen Belgiens. Und atemberaubend 40 m unter der Erde. * Musik * Uns erwartet die ein oder andere Mutprobe. Und eine Fahrt mit einem echten Kultauto. Kommen Sie mit, machen Sie mit uns Urlaub rund um Aachen. * Musik * Wir starten auf der Heuvelland-Fietsroute. Das ist ein 41 km langer Radweg, der vom Pfalzer Berg bei Aachen bis ins niederländische Maastricht führt. Bei einem Schlenker über Valkenburg gehts dann in die Unterwelt. * Musik * Bergauf in die Niederlanden, wer hätte das gedacht? * Musik * Mit so viel Berghoch hab ich in den Niederlanden nicht gerechnet. Zum Glück hab ich einen Motor dabei, man merkt das in den Beinen. Kurzer Zwischenstopp. Ich muss einmal auftanken. * Musik * Das Restaurant "Der hechelnde Hirsch" liegt mitten in einem Waldgebiet auf 260 m. * Musik * Guck mal hier. Das ist ja blöd, alle essen hier was vor, ne? Wenn du mir jetzt noch ein Bier bringen könntest, das wäre natürlich genial. Das mit dem Bier übernimmt dann doch lieber die Chefin persönlich. Danke schön. – Bitte sehr. Unser eigenes Bier. Cheers. – Cheers. Ist das niederländisches Bier? – Nee, ist belgisch. Das wird für uns gemacht, gerade über die Grenze in Belgien. Viertelstunde von hier. Wenn du sagst, für uns, ist das dein Laden hier? – Ja. Ich hab das jetzt ein Jahr übergenommen von meinen Eltern. Meine Eltern sind hier angefangen 21 Jahre vorher. – Ja. Die haben das vom Grund das hier gemacht. Du warst immer als Kind hier? – Ich war immer als Kind hier. Das war mein Playground, mein Spielgarten. War immer toll. Kann ich mir richtig gut vorstellen. Wenn man hier als Kind direkt im Wald… Du hast alle Möglichkeiten gehabt. – Genau. Immer schmutzig, aber immer Spaß. Ich könnte mir vorstellen, ihr könntet doch eigentlich, wenn ich gucke, wie hoch wir hier sind, die höchste Gastronomie der Niederlande fast sein. Das sagen wir auch. Wir sind die einzige Berghütte der Niederländer. Weil da sind nicht noch mehr Berghütte hier in der Niederländer. Wir sind die einzige. Und sag mal, eine Frage noch. Erkennst du an den Bestellungen, ah, das ist eine Bestellung vom Deutschen… Pommes. – Pommes. Deutschland immer Pommes. Pommes mit Mayo und weiter nichts. Wir haben ja die niederländische Bitterballen oder Snacks aus Friture. Deutsche machen das immer mit Besteck. Ist das Besteck? Genau, richtig. – Wir essen das immer mit Hand. Dann wissen wir, das sind die Deutschen. Schön, dich kennengelernt zu haben. Lass uns noch mal anstoßen. Prost. – Cheers. * Musik * Entstanden ist das Heuvelland, also das Hügelland, aus den Ausläufern von Eifel und Ardennen. Wenn hier nicht die Welt in Ordnung ist, wo denn dann? * Musik * Was ist das hier? Das ist ein kleines Weingut, ne? Das ist erstaunlich, wo mittlerweile schon Wein funktioniert. * Musik * (Mann) Du kannst ein bisschen helfen. – Ja, gerne. Wo ich schon da bin. Ist das jetzt hier auch Rotwein? – Das ist für Rotwein. Aber ganz ehrlich, das glaubt doch kein Mensch. Wenn man mal hier noch mal zeigt, die Berge, man glaubt doch nicht, dass man in den Niederlanden ist. Trotzdem ist es so. Und zum Zweiten, dass hier Rotwein funktioniert. Das hätte ich nie gedacht. Mein Vater hat einen Traum gehabt, er wollte Rotwein machen. Ich hab immer gefragt, warum, und dann hat er gesagt, ich liebe das. Das ist ein gutes Antwort. – Gutes Argument. Darum ist er hier angefangen, war der Erste in den Niederlanden, der Rotwein gemacht hatte. Da sind wir bekannt, aber wir machen mehr Weißwein wie Rotwein. Und natürlich auch ganz viel Sekt. Wir haben 140.000 Flaschen pro Jahr. Aber Rotwein, Weißwein, Rosé und Sekt, eigentlich alles. Jetzt ist die Zeit, in der die zarten Triebe eingeschlauft werden. Mit ihren Reben gehen die Weinbauern hier sehr behutsam um, setzen auf Nachhaltigkeit ohne Pestizide. Wie könnten wir das machen mit Natur und nicht gegen die Natur? Wie machen wir das, dass es auch für die Leute in die Nahe gut ist? Auch gut zu sehen und auch gut, um zu lernen. Tatsächlich ist die Provinz Limburg eine Weinregion. * Musik * Ich sag dir, der passt hier. – Ja, passt der? Oder ist der… – Das hast du gut gemacht. Die Häuser hier auch, niedlich, ne? So ein bisschen Freilichtmuseum- Atmosphäre, sag ich mal. * Musik * Ein paar der Heuvelland Gemeinden tragen das Qualitätszeichen Cittaslow. Das ist ein internationales Netzwerk lebenswerter Orte, steht für Lebensqualität und Nachhaltigkeit. Motto: Nimm dir die Zeit, die kleinen Dinge des Lebens zu genießen. Und das machen wir bei einem Abstecher von der Route. Unfassbar viele regionale Produkte gibts in diesem Restaurant. * Musik * Ich hab mir das gerade erklären lassen. Die Halle hier gehörte mal zu einem alten Bauernhof. Hier wurden früher Kartoffeln gelagert. Wenn man sich heute umschaut, hier wird einiges mehr gelagert. Vom Bauernhof zum Schlemmerparadies. Wer hier nicht satt wird, ist selber schuld. Gleich um die Ecke: Der Besitzer dieses Ladens soll das Eismachen in Italien gelernt haben und experimentierfreudig sein. Hi. – Hallo. Ich probier es mal. Ik wil graag een ijsje. Wil ik graag een ijsje. – War das richtig? Ja, sicher. Ich hätte gerne ein Eis, hab ich versucht, auf Niederländisch zu sagen. Was möchten Sie gerne haben? Ich mach die Heuvelland-Fiets-Tour. – Ja. Mit dem Fahrrad bin ich unterwegs und hab gehört, man soll einen Abstecher machen. Hier gibts leckeres Eis. – Das stimmt. Was ist das schwarze Hörnchen? Das schwarze Hörnchen, das ist gefarbt mit Charcoal. – Mit was? Schafköttel hätte ich gesagt. – Holzkohle. – Holzkohle? Ich bin Junge aus dem Ruhrgebiet, aus Deutschland. Da ist Kohle überall, sag ich mal. Das würde ich gerne probieren. Softeis ist immer mit 50% Luft, und wir haben nur 30%. Ich probier direkt mal. – Guten Appetit. Wirklich gut, wirklich lecker. Das ist das, was du sagst, da ist weniger Luft drin. Ja, weniger Luft. – Schmeckt mehr nach Eis. Und hier die Sachen, die kann man sich noch draufmachen? Dann macht ihr doch auch noch eins, dann können wir uns kurz raussetzen. Ist ja gerade keiner da. Perfekt. – Dann gehen wir draußen. Die Region hier, ist das für dich eine besondere Region? Wir haben hier Deutsche, Belgier, wir sind sehr nah an den Grenzen, Niederländer. Bist du auf eine besondere Art und Weise mit den Nationalitäten in Kontakt gekommen? Hier ist das normal, dass wir nach Aachen gehen. Oder z.B. 10 km nach links haben wir Belgien. Ich finde das sehr schön, weil die Leute sind immer ein bisschen anders. Offener, oder wie sind die Leute? Ich denke, was ich unterschiedlich finde, dass die Deutsche haben verschiedene Qualitäten, und die Belgien haben auch. Und wenn ich etwas suche, z.B. Bier, geh ich nach Belgien. – Wie bitte? Für was kommst du nach Deutschland? Z.B. meine Maschine kommt aus Deutschland. Weil ich finde, dass die Deutsche, die sind strikt. Strikt, streng, die Qualität, da passt es dann. – Qualität immer gut. Cool, und jetzt zum 1. Mal hier ein Kohlenhörnchen für mich. Ich probiere mal. Lecker. Das ist gut. Aber ist auch nicht viel anders, zu einem normalen Hörnchen. Das ist nur die Farbe. – Aber ist lecker. Vielen Dank. Weiter gehts auf der Radroute durchs niederländische Mergelland. So wird die Region wegen des kalkhaltigen Bodens auch genannt. * Musik * Im Ort Valkenburg haben schon die Römer Mergel abgebaut. Viele Häuser sind aus diesem gelben Stein. Durch den Abbau von Kalkstein entstand unter der Stadt ein riesiges Grottensystem, das sich über Hunderte Kilometer erstreckt. Besucher können die Unterwelt zu Fuß erkunden. Oder aber auch noch ganz anders. Hi. Daniel. – Sophie, grüß dich. Du bist mein Guide? – Ich bin dein Guide. Hat sich ein bisschen zugezogen. Bestes Grubenwetter. Wir gehen jetzt schön in wetterloses Unterwelt. Machen wir, alles klar. * Musik * Es geht 40 m in die Tiefe. Wenn man sich am Geländer festhält, das ist klatschnass. – Stimmt. Das ist ne Luftfeuchtigkeit von 98%. – 98? – Ja. Aber gerade noch finde ich das recht romantisch. Ich hab das Gefühl, ich gehe in eine Pyramide rein. Wir können hier nach rechts. Hier ist auf jeden Fall Kopf einziehen angesagt. – Genau. Passt gut auf eure Köpfe auf. Sehr wichtig. Es muss ja auch Vorteile geben, dass ich nicht so groß geworden bin. Hier sind unsere Fahrräder. Wir wollen Grottenbiken auf diesen Rädern. Das Haarnetz ist für die Hygiene, alles andere dient der Sicherheit. Denn die geht unter Tage vor, erklärt Sophie. Dann gehts los. * Musik * Muss man sich immer ein bisschen gewöhnen. – Jaja. Man fährt nicht alle Tage unter Tage. – Genau. Und durch einen 500 Jahre alten Steinbruch. Hoi, hoi. Die Kalksteinschicht entstand vor Urzeiten aus mikroskopisch kleinen Meereslebewesen. Wir fahren mittendurch einen 70 Mio. Jahre alten Meeresboden. Früher wurde hier Kalkstein noch per Hand ausgesägt. Man muss mehr auf die Decke achten als auf die Füße. – Stimmt. Dann machen wir mal einen Stopp. Diese ganze Grube ist im 16. Jh. angefangen. Wie lange haben die gebraucht, um so einen Quadratmeter rauszuholen? Wenn du dir vorstellst, dass erst mal eine Seite freigemacht wurde, dann muss noch mal eine Seite freigemacht werden. Gleicher Prozess, doppelte Einsägeprozesse. Hier an dieser Kniehöhe auch noch mal durchgesägt. Hinten kommt man nicht dran, also mussten sie hier was dazwischen setzen, um es zu brechen. Daher auch dieser Term Blockbrecher. Da ist die Frage, wie lange hat das gebraucht, um dieses Prozess… Was denkst du? Also gefühlt, würde ich sagen, irgendwie einen Tag. Ja, tatsächlich. – Ja? So ein kleines Stück einen ganzen Tag? 60 bis 80 cm ist so ein Block. Also musst du dir vorstellen, ein Block wurde an einem Tag von ungefähr 12 bis 14 h rausgeholt. Das hat dann pro Gang ungefähr 6 Blöcke gebraucht. Also eine Woche ist auch dann so ein Schritt. – Boah. Heute wird immer noch Kalkstein abgebaut. Aber mit elektrischen Kettensägen gehts schneller. Und die Steine werden nur zu Restaurationszwecken benutzt. * Musik * Jetzt bücken, es geht bergab. – Ja. Mit insgesamt 70 km ist diese Grube das größte unterirdische Gängesystem der Niederlande. Was jetzt kommt, gehört nicht zur Standardtour, kann man aber auch extra dazubuchen. Das ist ja echt traumhaft. – Schön, ne? Eine Kapelle von 1799. Während der französischen Revolution weigerten sich viele Priester aus Südlimburg, einen Treueeid auf die französische Verfassung zu leisten und gingen in den Untergrund. War das eigentlich eine geheime Kapelle? Das war eine geheime Kapelle. Da haben sich auch Leute versteckt. So konnten Menschen trotzdem noch… – …ihren Glauben leben. Gemalt wurde mit Ziegelstein und Holzkohle. Man sieht hier auch noch was Lustiges. Kannst du dir vorstellen, wofür das gewesen sein könnte? Das Loch jetzt hier? – Ja. Bis jetzt hab ich immer gut gelegen mit meinen Antworten. Aber jetzt hab ich keine Ahnung. – Das ist auch schwierig. Leute haben nicht nur Essen mit runtergebracht, sondern auch, oder später dann, Tiere. Die haben die hier festgemacht. Hier waren Ziegen, Schafe, alles ging in die Grube rein. Während so, ja, Versteckzeit. Klar, man hat hier gelebt. – Man hat hier gelebt, ja. Und richtig mit Altar hier. – Richtig mit Altar, ja. Wenn Menschen hier gelebt und sich versteckt haben, wurde hier auch geheiratet? Wurden hier Kinder geboren? – Genau, ja. Heirat weiß ich jetzt nicht, ich glaub schon. Weil es halt wirklich auch eine echte Kapelle war. Aber in der Zeit wurden hier auch Kinder geboren. – Ja? – Ja. Wirklich beeindruckend. Nach 1,5 h gehts zurück ans Tageslicht. * Musik * Maastricht ist eine der ältesten Städte der Niederlande. Der Name ist abgeleitet vom lateinischen mosa trajectum, also dort, wo man die Maas überqueren kann. Hier wurde Geschichte geschrieben. 1992 unterzeichneten die Staats- und Regierungschefs der EU in Maastricht den Vertrag über die Europäische Union. Regina hat gesagt, wir treffen uns an einem großen roten Stern. Nicht zu übersehen. Regina, hallo. – Hallo Daniel. Grüß dich. Das ist der große rote Stern, ja? – Das ist der große rote Stern. Das Teil des Wappens von Maastricht. "Maastricht: Meet Europe", also Maastricht trifft Europa. Ist denn Maastricht so eine internationale Stadt? Aachen ist nahe, Köln, Paris, Brüssel ist nahe. Alles ist nahe. Deswegen das Zentrum und das Herz von Maastricht. Regina Starkmann zog vor über 20 Jahren aus dem Süden Deutschlands hierher, um zu studieren. Und hat sich verliebt. Zuerst in die Stadt und dann in einen Maastrichter. Das hier ist Reginas Lieblingsviertel. Die mittelalterliche Stadtmauer, auf der wir gerade laufen, führt direkt zur nächsten Sehenswürdigkeit. Der Turm ist die 2. Stadtmauer. Maastricht hatte 3 Stadtmauern. Aber das Helpoort, Höllentor, ist eigentlich das Wichtigste, das älteste Stadttor. Ältestes Stadttor von… – …den Niederlanden. Höllentor, hast du gesagt. Ich fand, bis jetzt sah es ganz schön aus dahinter. Hier war es früher nicht so schön, in der anderen Richtung. Wenn du in die Richtung gelaufen bist und du kamst raus, dann kamst du zu der Pestwiese. D.h. wenn du die Pest hast, bist du auch nicht mehr zurückgekommen. Dann wurde hier zugemacht, dann war für dich Feierabend. Dann bist du nicht mehr in die Stadt gekommen. Die Leute waren froh, dass du draußen warst. * Musik * Maastricht ist bekannt für seine internationale Universität und zieht viele junge Leute an. Wir sind unterwegs im Jekerkwartier. Es gibt kleine Geschäfte und eine alte Wassermühle. Früher gab es 20 Mühlen in Maastricht. – Allein in Maastricht? Die Maastrichter hatten, weil sie so oft angegriffen wurden, gab es das Gesetz, dass du ein halbes Jahr lang Essen auf dem Dachboden haben musstest. Jedes Haus musste sich ein halbes Jahr lang versorgen können. Deswegen brauchst du viele Mühlen. Weil all die Leute… Lass uns reinschauen. …weil all die Leute mussten sich versorgen können. Die Bischofsmühle ist die letzte erhaltene Wassermühle. 2014 wurde sie aufwendig restauriert. Sie mahlt das Mehl für die hauseigene Bäckerei. Und für die Workshops, die unterm Dach stattfinden. Back-Workshops. Vlaai heißt dieser Kuchen. Eine südlimburgische Spezialität, gefüllt mit Obst. Die müssen wir natürlich unbedingt probieren. Wir nehmen Kirsche. – Kirsche ist hier. Na dann. – Der sieht so gut aus. Sieht so lecker aus. – Smakelijk. Wie sagt man? – Smakelijk. – Smakelijk. Du musst aufpassen, die Kirschen haben Kerne. Ich hatte jetzt Glück. Boah, lecker. Du hast den Kern. Ich wollte Kirschkernweitspucken, aber… Der Frank hätte wahrscheinlich was gegen, unser Kameramann. Was wird denn… Niederländisch wahrscheinlich hier gesprochen, oder? Mit Niederländisch kommt man natürlich weit. Aber wenn du dazugehören willst, solltest du Mestreechs sprechen. Den Maastrichter Dialekt. Der ist nicht nur eigen in Maastricht, sondern sogar jedes Viertel in Maastricht hat einen eigenen Tonfall, sehr französisch angehaucht. Und alles muss man langziehen. – Langeziehen? – Langeziehen. Vlaai. Die Maastrichter sind so entspannt, dass man es auch in der Sprache hört. Das ist toll. Das ist schön, das hast du gut gesagt. Regina nimmt uns jetzt mit in ihre Lieblingskirche. Für sie ist es die schönste der Stadt. * Musik * Wenn man nach Maastricht kommt, zündet man eine Kerze an. Oder bzw. een bougieke aansteken. – Bougieke. – Bougieke aansteken. Komm, dann zünden wir auch eine. * Musik * Die Liebfrauenbasilika ist eine von insgesamt 50 Kirchen in der Stadt. Einige werden mittlerweile anders genutzt. Vor bereits 200 Jahren verlor diese älteste gotische Kirche der Niederlande ihre Funktion als Gotteshaus. Seit 2006 ist die Dominikanerkirche eine Buchhandlung. Wir glauben, dass wir himmlische Zustimmung haben. Denn wenn Sie hochgucken, dann sehen Sie da 3 Bischöfe aus dem Mittelalter-Gemälde. Und die haben das Buch, das Evangelium Johannes auf die 1. Seite geöffnet. Und die 1. Phrase ist: In the beginning was the word, in principio erat verbum. Also, es geht um das Wort. Und als Buchhandlung tun wir in das Wort. Wir denken, es passt, eine Buchhandlung passt. Es geht um die Ideen, die Kultur der Menschen, ausgedruckt in Sprache. Für die rund 20.000 Bücher ist dank der Höhe viel Platz. Wer glaubt, die Kirche sei kein guter Ort für eine Buchhandlung, kennt ihre Vorgeschichte nicht. Sie war auch schon mal Fahrradparkstation und Karnevalssaal. * Musik * * Musik * Hier wurde eine Klosterkirche mit den dazugehörigen Gebäuden in ein Designhotel verwandelt. Die Einrichtung stammt vom Innenarchitekten Henk Vos in Zusammenarbeit mit internationalen Designern wie Philippe Starck und dem deutschen Lichtdesigner Ingo Maurer. Das neueste Konzept findet unter dem jüngsten Kirchendach statt. * Musik * In der Foodchurch gibt es gleich mehrere Restaurants, wo man südamerikanisches oder asiatisches Streetfood bekommt. Essen für die Seele heißt das Motto hier. * Musik * Als Maastrichter achtet man schon auf sein Äußeres. Aber natürlich, Maastricht schick and schön, sagen sie. "Chic en schoon", das ist das, wo man auch viele Feste gibt, wo das auch wirklich gelebt wird. Das ist sehr wichtig in Maastricht. * Musik * So, und jetzt gibts endlich mal ne Pommes. Vor diesem Verkaufsfenster steht man immer an, sagt Regina. Ein gutes Zeichen. Wie isst man hier die Pommes, was ist hier Standard? Also entweder mit frietje special, d.h. mit Mayonnaise, Ketchup und ein bisschen Zwiebeln, rohe Zwiebeln. Oder hier in Maastricht frietje zuurvlees. – Zuurvlees. Also übersetzt Sauerfleisch. Bereits seit 1909 wurden am Markt 75 in Maastricht Fritten gemacht. Nach alter Tradition und in Rinderfett. Es soll die 1. und älteste Frittenbude der Niederlande sein. Ja, ich nehm ne große Portion. Hallo. Junger Mann. Oh, ja, danke. Wir nehmen die… – Frietje zuurvlees. – …frietje zuurvlees. Nicht zu viel Soße drauf. – Und wollt ihr Mayo? Eine Spezialität. – Habt ihr die belgische Mayo? Nein, die süße selbst gemachte. Okay, aber von beidem nicht zu viel. Alsjeblieft. So. Erst mal dick Fleisch. Da bin ich mal gespannt, wie dir zuurvlees schmeckt. Lecker, aber ungewöhnlich auf Pommes. Oder Fritten. Völlig ungewöhnlich. Ich kenn es. Seit 20 Jahren zuurvlees. Aber funktioniert die Kombi, muss man sagen. Das Süßsaure mit der süßlichen Mayonnaise, die sie ganz selber machen. Ich bin ja auch auf der grenzübergreifenden Frage oder für die Frage unterwegs: Wer hat jetzt eigentlich die Fritten erfunden? Die Belgier sagen natürlich, wir Belgier. Ich denke, vielleicht… Aber die leckersten haben wir hier in Maastricht. Seit 1909 hier, hab ich gesehen. – Seit 1909. Es gibt sehr viele verschiedene Viertel in Maastricht. Ein Kontrast zum mittelalterlichen Zentrum ist das Sphinxkwartier. Seit Mitte des 19. Jhs. war die Stadt an der Maas Zentrum der Keramikindustrie der Niederlande. Viele Tausend Menschen haben in großen Keramik- und Glasfabriken gearbeitet. Ist hier Porzellan gemacht worden? Porzellan, Geschirr, später dann Badezimmermöbel. Nicht Möbel, sondern Badezimmer, Toiletten. Der Errichter wurde auch der Klo-König genannt, der Pottekoning. Ja, genau, weil die niederländische Sprache ist ja immer so süß. Irgendwie klingt alles süß, wie ich finde. Was heißt Klodeckel? Potdeksel. – Potdeksel. * Musik * Die alten Fabrikgebäude am historischen Binnenhafen wurden renoviert, so entstand das trendige Sphinx-Viertel. Dieses ehemalige Kraftwerk wurde zum Filmtheater Lumière umgebaut. * Musik * Hier Gérard Depardieu als jüngerer Mann, und hier Jack Nicholson. Kino und Kulinarik in einem. Schon schön, ne? Die einstige Halle mit Dampfmaschinen ist jetzt ein Restaurant. Da kommt es schon. – Jo. Super. – Aperol Spritz. – Vielen Dank. Das hat sich aber sehr Deutsch angehört. – Ja, ich spreche Deutsch. Ich komme aus Köln. – Ach, aus Köln? Nur zum Arbeiten hier, oder studierst du hier? Nein, ich studiere hier, und das ist mein Nebenjob. Aber es kann sein, dass du jetzt denkst, ich studiere nur hier, aber 20 Jahre später immer noch hier sein wirst und hier lebst. So gehts nämlich Regina. Prost. – Danke. Siehst du, genau wie du früher. Oranje. – Oranje. 20 Jahre, ist richtig, ne? – Über 20 Jahre sogar schon. Was mich interessieren würde, träumst du mittlerweile in Niederländisch oder noch in Deutsch? Wenn du mich nachts wach machst, dann rede ich Niederländisch. Ich kann auch ein bisschen so reden, dass es klingt, als ob ich eine Niederländerin bin, wenn du das schöner findest. Danke schön. – Cheers. * Musik * Heute gehts aufs Wasser. Die Maas markiert 40 km lang die belgisch-niederländische Grenze. Wir machen eine Kanutour auf der Grenzmaas und erleben das Naturschutzgebiet Negenoord-Kerkeweerd. Kurz hinter Maastricht bietet Koen Heemskerk Bootstouren für Familien an. Musst du schnell nach links. Schnell nach rechts. – Alles klar. Du gehst das machen. – Vielen Dank, danke schön. Und da ist jetzt Belgien? – Nein. – Die Niederlande? Rechts ist die Niederlande, links ist Belgien. Du fährst über die Grenze. – Okay. Dann machen wir die nächsten Meter über der Grenze, nicht nur neben der Grenze. Herzlichen Dank, vielen Dank. Koen vermietet auch Kanus und Raftingboote. Aber ich nehm mal das Kajak. Immer geradeaus, ne? – Ja, immer geradeaus. Viel Spaß. – Danke. * Musik * Es geht genauso schön weiter, wie Maastricht aufgehört hat. * Musik * Wir sind im Naturschutzgebiet RevierPark Maasvallei. Ein Projekt zur ökologischen Flusswiederherstellung. * Musik * Wenn ich links und rechts gucke, möchte ich behaupten, dass Belgien und die Niederlande recht gleich aussehen. Zumindest von der Grenze, auf der ich gerade unterwegs bin. Die Maas hat eine bewegte Vergangenheit. In der Eiszeit bildete sie mit dem Rhein ein gigantisches Flussdelta. Im 19. Jh. wurde sie zum Grenzfluss zwischen Belgien und den Niederlanden. Beide Königreiche bauten immer höhere Deiche zum Schutz vor Hochwasser. Ergebnis, das jeweils andere Land wurde überschwemmt. Jetzt lässt man der Maas wieder ihren natürlichen Flusslauf. * Musik * Als ich an dem Pferd vorbeigefahren bin, hab ich gedacht, ob das wohl denkt, dass auf der anderen Seite das Gras grüner ist? Ist generell die Frage. Ob die Belgier zu den Niederländern schauen und umgekehrt und denken, auf der anderen Seite der Maas ist das Gras aber grüner. * Musik * Wollt nur mal ein bisschen Bein zeigen. * Musik * Ziel in Sicht. Noch mal Vollgas, die letzten Meter jetzt hier. Auf der Grenzmaas haben Freizeitpaddler wie ich viel Platz. Denn die Schifffahrt findet woanders statt, auf den Kanälen nebenan. * Musik * Die Stelle zum Anlegen hat uns unser Bootsverleiher vorher beschrieben. Aber da haben sich auch schon andere niedergelassen. Wilde Konikspferde. * Musik * Ich bin völlig perplex. Hätte ich nicht gedacht, dass wir beide hier noch mal so nah zusammenkommen. * Musik * Muss leider weiter. Gibt noch so viel zu entdecken. * Musik * Wir sind an die niederländische Seite, und das ist belgische Seite. Ich finde, das erkennt man auch gut an den Fahnen. Die Seite sind die Niederländer, und da drüben ist dann schon Belgien. Und die Fähre nimmt Fußgänger und Radfahrer umsonst mit, egal welche Nation. Das ist die Maas, und die Maas, man sagt immer, es ist die Grenzmaas. Aber für uns, wir sind allen in Hollands Limburg und Belgisch Limburg, ist das unser gemeinsamer Fluss. Das ist nicht die Grenze. * Musik * Jos Swinnen ist einer von 17 Maasverkennern. So nennt man die Flussguides. Er will uns ein einzigartiges Naturschutzgebiet zeigen. * Musik * Auch hier lebt eine Herde wilder Koniks, eine robuste Rasse, die den ausgestorbenen europäischen Urpferden, den Tarpanen, sehr ähnlich ist. Die Huftiere kommen aus Polen und wurden als Landschaftspfleger angesiedelt. * Musik * Die kann man sich hier mieten, ne? – Ja. Ich mach jetzt mal den Kapitän hier. – Wenn du willst. Ich probier es mal. Vielleicht landen wir hinterher auf der Ruhr. Dann bin ich heute die Tourist. So, probieren wir es mal. – Sollen wir losfahren? Probier es mal. * Pfiff * Ja. – Abfahrt. Wupp. Tschö. * Musik * Wir fahren auf der Oude Maas, einem alten Nebenarm der Maas. Warum die Boote mit Elektromotor Flüsterboote heißen, kann man sich fast denken. (flüstert) Sie sind superleise. * Musik * Hier gibts viel zu sehen, ne? Ja, so ein kleines Gebiet, so vieles zu sehen. Jedes Jahr ist es anders. Wenn die Maas etwas höher war oder die Maas ist rausgekommen, dann hat man immer ein andere Landschaft. Die Maas bringt immer neue Pflanzen mit sich mit. In diesem Gebiet ist die Maas die Architektin der Landschaft. Der Mensch passt sich an. Hier kann man richtig zur Ruhe kommen. Richtig runterkommen. Ja, ist echt ruhig. Jetzt müssen wir vorsichtig sein. – Vorsicht. Vorsicht. Die Mutter hat Angst für ihre Kinder. – Jaja. * Musik * Was ist das denn? Eine kleine Hütte, so ein Zelt. Das ist ein kampeervlot. Da darf man übernachten, auf so einem vlot auf diesem See. Man kommt nur mit dem Boot hin? – Man kann nur mit dem Boot kommen. Wie ein Glamping, wie man sagt. Aber das ist dann auf das Wasser. Aber das ist schon cool. Am anderen Ufer lebt eines der größten Nagetiere Europas. Da gibt es eine Biberbucht. – Biberbau. – Ja. Biber sind geschickte Baumeister. Hier geht unter Wasser, geht hier runter, dass es den Eingang unter Wasser gibt. Und dann geht er… – …an Land wieder. Ja, wieder an Land und in seine Bucht. So kann die Fuchs oder die andere Tier kann nicht rankommen. Und hat der 2 Zimmer? – Der hat 2 Zimmer. Ein Zimmer, wo er reingeht, wo er sich trocknet. Und ein Zimmer, wo sie schlafen. Sie haben das getrennt voneinander. Im Jahr 2000 hat man einige Tiere aus dem Bayerischen Wald hier im belgisch-niederländischen Naturschutzgebiet angesiedelt. Biodiversität kennt eben keine Landesgrenzen. * Musik * Sind deutsche Schuhe. – Ja. * Musik * Wir fahren nach Alsdorf, nördlich von Aachen. In einem ehemaligen Steinkohlerevier besuchen wir ein ungewöhnliches Museum. Im Hürtgenwald sind wir auf einem Pferdehof für Kinder. Das Aachener Revier zählt zu den ältesten Steinkohlerevieren in Europa. Auch auf Anna II in Alsdorf wurde jede Menge Kohle abgebaut. Jetzt kann man hier Vergangenheit und Zukunft der Energiegewinnung erleben, im Museum ENERGETICON. Im wahrsten Sinne des Wortes bin ich mit nem Kumpel verabredet. Zu einer Steigerführung, die kann man hier buchen. Hallo. – Hallo Daniel. Herzlich willkommen im ENERGETICON. Ich hab mich gefragt, du sagst, hallo Daniel, unter Kumpel duzt man sich. Ich bin der Erwin. – Ich bin der Daniel. Wunderbar. Gehen wir gleich mal hierhin. Denn da die Räume, die wir uns hier befinden, das ist die alte Grube Anna II. Die hat so mal ausgesehen. – Okay. Wir befinden uns… Ist das das Gebäude, in dem wir hier sind? Nein, das ist das Fördermaschinenhaus. Da sieht man das. – Da vorne zu sehen. Dieses hier, ein Teil da von unten, ist da, wo wir uns hier befinden. Dann gehen wir jetzt den Weg der Sonne. Es wird dunkel, aber ich bin bei dir. – Das ist gut. Oh. Jetzt sind wir in dem "Sonnenraum". Das symbolisiert die Sonne, gehe ich stark von aus. Wir wissen, die Sonne ist so 150 Mio. km von uns entfernt. Und hat auf der Sonnenoberfläche eine Temperatur von 5.500° C. Wahnsinn. Im Inneren der Sonne verschmelzen Wasserstoffatome zu Helium. Bei dieser Kernfusion wird eine unvorstellbare Menge an Energie frei. Das Wichtigste in diesem Raum ist, dass die Sonne für uns das 7.000-fache an Energie auf diese Erde bringt. Und wir versuchen, das zu nutzen. Da steht es noch mal, "das 7.000-fache des Weltenergieverbrauchs". Das ist ja unglaublich. Das sind Zahlen, die kann man sich nicht vorstellen. Deswegen, die Sonne ist für uns die Zukunft, dass wir auch versuchen müssen, den größten Nutzen daraus zu schaffen. Ja, es wird jetzt immer dunkler. Aber wie gesagt, ich bin ja bei dir. Kumpel Erwin nimmt uns mit auf eine Reise durch die Geschichte der Energiegewinnung. Braun- und Steinkohle, Erdöl und Erdgas. Schon vor Tausenden von Jahren spielte Energie für Menschen eine bedeutende Rolle. Und immer war die Sonne der größte Energielieferant. * Musik * Ich hab da vorne eine Hand gesehen. Ist da jemand drin im Kasten? Nein, Sonnenwärme soll hier dargestellt werden. Wenn Sie die Hand darauf legen, dann scheint von hinten die Sonne. Und dann kann man was merken? – Die Wärme, wie warm es wird. Wärme, genau. – Auf jeden Fall. Ganz gewaltig. – Ganz eindeutig. Und jetzt gehts unter Tage. Bitte einzusteigen. * Musik * Zugegeben, die Seilfahrt, also die Einfahrt ins Bergwerk, wird hier nur simuliert. Schon 860 m erreicht. In Wirklichkeit ging es gerade mal nur eine Etage nach unten. Direkt eine ganz andere Temperatur, ne? – Ja, natürlich. Wir sind ja jetzt auch unter Tage. Und hier unten wird gezeigt, wie Bergleute unter körperlichen Anstrengungen und großen Gefahren Hunderte von Meter tiefe Schächte gruben, um Steinkohle zu gewinnen. Wenn wir uns bücken, sehen wir hier, der Fritz macht uns schon so ein paar Jahre die Kohle. Am Anfang der Zeit, wo man nur 60 cm hier hatte, da konnte man nicht so dicke Bergleute wie ich einer war da reinschicken. Das hast du aber gesagt. Da musste man schon andere Menschen reinschicken, schlanke Menschen. Kleine Menschen. – Klein, wär ich dabei. Erwin ist ein echter Kumpel und war das Älteste von 7 Kindern einer Bergmannsfamilie. Er hat als Elektrosteiger gearbeitet. 1992 war dann Schluss auf Anna II. Ja, das hier ist für mich der schönste Raum im ENERGETICON. Weil hier noch Menschen abgebildet sind, die mit mir gekämpft haben zu meiner aktiven Zeit. * Musik * Was war die Motivation, ist das gut bezahlt worden? – Ja. Zu der damaligen Zeit wurde der Bergmannsberuf sehr gut bezahlt. Sehr gut bezahlt. Und die Familien konnten eben auch davon leben. Man muss das richtig sehen. Hier sind wir im Raum der Energie. Ja, ja, ja, ja, ja, ja, ja. Das nenne ich mal Naturwissenschaft zum Anfassen. Als lebendiges Biokraftwerk auf dem Flugrad. Viele Experimentierstationen mit Licht, Strom, Wärme und Kälte veranschaulichen, dass heute eine Energiewende erforderlich ist. Hier erzeugen wir mal die Spannung, Strom für das ENERGETICON. Ich mache natürlich hier Braunkohle. – Braunkohle. Ich mache Fotovoltaik. – Auf in den Kampf. Ist das ein Wettbewerb jetzt hier? Dann weiß ich auch, warum er mich hat trampeln lassen schon. Jetzt gehts schon los da. Du bist ja schon wesentlich schneller als ich. Das lasse ich mir nie gefallen. Da kommt es. Energie erleben und verstehen, lautet das Motto im ENERGETICON. Solche Mitmachstationen sind was für die ganze Familie. Jetzt sieht man da, wie viel Energie wir tatsächlich gerade erzeugen. 30 Gigawatt würde ich erzeugen. Du erklärst nicht nur Energie, du bist Energie. Wie ich dich kennengelernt habe, du gehst hier durch mit so einer Leidenschaft. Warum ist das, dass du sagst, du hast so einen Spaß daran, den Menschen das zu erklären? Das ist ja so. Die alte Generation, die hier noch richtig arbeiten musste mit Händen, die gibts ja eigentlich nicht mehr. Und die neue Generation, die sich jetzt auch auf eine andere Energiesituation vorbereiten müssen, das wird ein schwieriger Fall werden. Was glaubst du, wenn wir schon darüber sprechen, was ist die Energie der Zukunft? Energie der Zukunft ist, Wasserstoff aus erneuerbarer Energie zu erzeugen. Und das so zu sehen wie Benzin in den Richtungen, dass man dann die Fahrzeuge dementsprechend verändert. Das wird die Zukunft sein. Sagt jemand, der mit Energie jeden Tag zu tun hat. Vielen Dank, hat echt Spaß gemacht, dich kennenzulernen. Vielen Dank, dass du mir alles gezeigt hast. Komm wieder. – Ich komm wieder, Glück auf. * Musik * Wir fahren in den Hürtgenwald. Mit fast 6.000 ha das größte zusammenhängende Waldgebiet in NRW. Wer den Namen hört, denkt vielleicht auch an ein schreckliches Ereignis. Die Schlacht im Hürtgenwald, eine der letzten vor Kriegsende. Im Herbst und Winter 1944/45 kamen in der Nordeifel viele Tausende US-amerikanische und deutsche Soldaten ums Leben. Und noch heute sieht man die Panzersperren des Westwalls. * Musik * * Musik * Maris Dahmen und ihr Mann Mick führen den Tannhof in 3. Generation. Maris Großeltern haben den Hof 1953 aufgebaut. Schon lange werden hier Trakehner gezüchtet. * Musik * 35 Pferde und ein Reitschulbetrieb. Das bedeutet jede Menge Arbeit. So richtig rund gehts auf dem Tannhof, wenn Kinderreitferien sind. Um 9 Uhr morgens heißt es, Pferde fertig machen. * Musik * Das ist die Emma, und das ist mein Lieblingspferd. Das ist das Netteste und hört auf alle Kommandos. Zwischen 8 und 14 Jahre sind die Kinder. Wer noch kaum Erfahrung mit Pferden gemacht hat, darf trotzdem dabei sein. Sehr beliebt sind Ausritte in die Natur, und davon gibts hier ja reichlich. * Musik * Kuschelstunde für alle, die nicht beim Ausritt dabei sind. Die Pferde leben im Offenstall und sind an Kinder gewöhnt. * Musik * Ach ja, einen Esel gibt es auch auf dem Tannhof. Und ganz aktuell sogar Nachwuchs. Ein Appaloosa und ein Trakehnerfohlen kam vor Kurzem auf die Welt. Wie alt sind die Kleinen? Das Weiße ist 3 Wochen alt, und 2 Wochen ist das Schwarze. Also noch ganz frisch. – Ganz frisch geboren. Aber das machen die noch nicht, das ist von der Mutter, oder? Nee, das ist von der Kleinen. – Echt? – Nein, Quatsch. Ich dachte schon, so Haufen. Ich hätt gedacht, die sind deutlich scheuer schon. Die kriegen viel Kontakt zu Menschen und werden dran gewöhnt. Ach, guck mal, ja super. Das wär jetzt deins zum Führen. – Ja, komm, mach ich mal. Das klappt doch super mit dem Führen. – Ist ja echt süß. Ab wann kann so ein Pferd beritten werden? – Wenn es 3-Jährig ist. Frühestens 3-Jährig, wenn es ausgewachsen ist, ja. Ich hab da Bürsten hingelegt. Da kannst du dir einfach mal eine Bürste davon nehmen. Irgendeine hier? – Ja, genau. Eine Massage, kostenlos hier. – Genau. Komm mal rum hier. Habt ihr schon einen Namen? Nee, Namen haben wir noch nicht. Bei den Trakehnern ist es so, dass das Fohlen… Der Name muss den Anfangsbuchstaben der Mutter haben. Hier wär das ein B, das hier ist Belle Amie. Wir machen es oft so, wenn wir Ferienkinder hier haben, dann sammeln wir Vorschläge. Weil die Kinder sind superstolz, wenn es deren Vorschlag ist. Guck mal hier. Erst mal Küsschen. Au! (Maris) Ich kann dir eine weichere Bürste holen, aber die mag das so. Ist so ein Trakehner ein gutes Pferd für einen Einsteiger? Ein Trakehner ist sehr sensibel. Aber man kann ja auch als Anfänger Pferdegefühl haben und sensibel sein. Ich würde sagen, es hat nicht derjenige das beste Gefühl, der am längsten reitet. Was mich interessieren würde, ist, warum Trakehner? Warum habt ihr euch in diese Rasse verliebt? Die Geschichte der Trakehner ist interessant, weil sie aus Ostpreußen kommen und am Ende des Zweiten Weltkrieges fliehen mussten aus Ostpreußen. In der Zeit haben viele Trakehner den Menschen das Leben gerettet. Dadurch, dass sie so sensibel sind, können auch Kinder da mit umgehen. Selbst wenn die, weil sie noch klein sind, dass sie gar nicht an den Bauch kommen, wenn sie auf dem Sattel sitzen. Aber die Pferde so gutmütig und sensibel sind, dass sie drauf reagieren und die Kinder stolz machen, wenn ein kleines Kind ein 600-kg-Pferd galoppieren kann ohne Hilfe. Wo galoppieren wir denn hin? Wir bringen dich jetzt auf die nächste Koppel. Reiten dürfen hier übrigens nur die Kinder. Bevor es für den Pferdenachwuchs in die große Herde geht, sollen sie auf eine separate Koppel, zum Austoben. (fiept) Das klingt so niedlich. * Musik * So, ich sag Tschüs. Und komme mit meiner Tochter noch mal wieder. Küsschen gibt es auch noch? Ciao. * Musik * Na, das wird ja ein Trip. Welche soll ich nehmen, Grün, Farbe der Hoffnung? Hier auch ne tolle Farbe. Ich bin noch nie mit einer Ente gefahren. Vielleicht Blau oder hier schlicht Weiß? Das Fahrzeug. Oder hier? Komm. Hier. Wir 2, wir passen doch zusammen, oder? Das wird sie. Und mit diesem alten Schätzchen tuckern wir jetzt nach Ostbelgien und in die Wallonie. Wir besuchen einen Künstlerhof in Eynatten-Berlotte, den Sonntagsmarkt in Aubel, das Kloster Val-Dieu und die Stadt Lüttich. Am ehemals deutsch-belgischen Grenzübergang Köpfchen beginnt er, unser Roadtrip mit Ente. Begleiten wird mich Jenny Roder. Hi. – Hi. Wow. – Grüß dich. – Hallo Daniel. Kommst du mit? – So bin ich noch nie abgeholt worden. Irgendwann ist immer das 1. Mal. Alles klar. Okay, dann gehts los. Wow. Ach, toll. * Musik * Jenny lebt mit ihrer Familie in Aachen. Links oder rechts? – Jetzt fahren wir bitte links. Zusammen mit ihrem Mann hat sie mehrere Bücher über das Dreiländereck geschrieben. Jenny hat in Köln studiert. Doch eine große Sehnsucht führte sie wieder zurück ins Dreiländereck. * Musik * Wenn man in Aachen aufwächst, dann ist man nicht wirklich Rheinländerin. Sondern man ist eher Maasländerin und Grenzgängerin. Und das hab ich total vermisst in Köln. Ich liebe das hier einfach. – Was hast du konkret vermisst? Grenzgängerin, find ich ein Superwort. Was ist das Besondere, wenn man auf den Grenzen unterwegs ist? Das Besondere ist die Vielfalt, die Auswahlmöglichkeit und so ein bisschen das Gefühl füreinander an der Grenze. * Musik * Wir sind unterwegs im Herver Land in Belgien. Ganz typisch, die kleinen Hügel, die vielen Weiden und Obstgärten. Und wie ist das eigentlich mit der Mentalität im Dreiländereck? Vielleicht könnte man der deutschen Seite ein bisschen unterstellen, dass wir hier und da schon mal ein bisschen reservierter sind. Obwohl ich uns in Aachen eigentlich nicht so beschreiben würde. Wir sind schon ein sehr willkommenes und sehr kommunikatives Städtchen. Aber wenn man es z.B. noch mal an den Belgiern festmacht und an den Belgierinnen, dann ist es so, noch mal eins obendrauf. Diese Leichtigkeit und auch eine Gelassenheit in Belgien liebe ich sehr. Und die Niederländer sind noch mal ein bisschen anders. Und dass man diesen Dreiklang aus Stimmung hat in der Kultur, lieb ich über alles. Ein Dreiklang im Dreiländereck hört sich stimmig an. Und jedes Land hat seine besonderen kulinarischen Spezialitäten. Was wir alle 3 gleich haben, oder was wir teilen, ist die Liebe für Fritten. Ist ein Klischee, aber Fritten kann man überall essen. Jeder beansprucht für sich, wer die Fritten erfunden hat. Natürlich, es gibt überall die Erzählung. Wir machen eine Schlemmer-Tour. Denn bestimmt geht die Liebe zum Nachbarland auch durch den Magen. Berühmt ist das Herver Land für Milchprodukte, für Sirup und für Apfelwein. All das gibt es auf dem Sonntagsmarkt in Aubel, gerade mal 20 km von Aachen entfernt. * Musik * Ist Käse klassisch hier aus der Region? Ganz klassisch, absolut klassisch ist der Herverkäse. Bonjour. – Bonjour. Können wir mal probieren? – Oui, bien sur. Vielen Dank. Ich glaub, das ist der milde, den wir probieren. – Merci. Merci bien. Da bin ich mal gespannt. Man riecht schon, da steckt ein bisschen was hinter. Ein bisschen, aber ganz cremig. Ich würde sagen, wir gehen noch mal die nächste Stufe. Wenn wir schon mal da sind. Wir können den Pikanten probieren. – Auf jeden Fall. Dürfen wir den anderen auch mal probieren? – Oui. Den Pikanten. Okay, nächste Stufe. Aber das ist der Klassiker, der Geruch der… Das ist eine andere Nummer. – …Region. Ja? – Trauen wir uns. Ich glaub, richtig gut funktioniert das mit einem Bier. Oder mit einem Wein könnte ich mir vorstellen. Aber jetzt kommt der richtig. – Da passiert ganz viel. Aber du hältst das gut aus, besser als ich. Da muss man schon wirklich Stinkekäse-Freund oder -Freundin sein. Mal gucken, was wir noch so finden. – Ja, gerne. Merci. – Au revoir. Merci. Den Markt gibt es schon seit 1630. Da gewährte der damalige Herrscher den Einwohnern von Aubel das Recht, im Ort einen wöchentlichen Markt abzuhalten. Später wurde er auf den Sonntag gelegt. Das ist der Ausgehtag, der Tag der Familie in Belgien. * Musik * Und schon stehen wir vor der nächsten Spezialität. Belgische Buletten. Ich glaub, das ist der absolute Klassiker. Das ist traditionell. In Lüttich wird uns die Bulette auch noch mal begegnen. Merci. Beim Thema Fleisch winkt Jenny gern ab, sie ist Vegetarierin. Ich sag mal so, ein Junge aus dem Ruhrgebiet muss ne Bulette hier probieren. Merci beaucoup. – Merci, au revoir. Du möchtest dich ja durch die Region so kosten. Oh, die ist gut. Die ist richtig gut. Und die ist so fettig. Aber genau das macht sie so gut. – Okay. * Musik * Val Dieu, Tal Gottes, nannten die Zisterzienser-Mönche diesen Ort, an dem sie ein Abtei errichteten. Religionskriege, Plünderung und Zerstörung haben dem Kloster in 800 Jahren zugesetzt. Doch heute ist Val Dieu ein friedlicher Ort. * Musik * Tausende Besucher kommen jedes Jahr hierher. Schon schön, ne? – Richtig schöner Anblick, find ich. Der Leitgedanke der Zisterzienser hat seinen Ursprung in der benediktinischen Regel. Die sieht u.a. ein Gleichgewicht zwischen Arbeit und Gebet im Leben der Mönche vor. Zisterzienser waren Meister auf dem Gebiet der Landwirtschaft. Sie machten Val Dieu zu einer grünen Oase. Heute leben hinter den Klostermauern keine Mönche mehr. Eine christliche Laiengemeinschaft kümmert sich um die Anlage. * Musik * Seit der Gründung wird in Val Dieu ein wichtiger Leitgedanke durch 2 Ringe symbolisiert. In vinculo pacis, im Frieden verbunden. * Musik * Alle guten Dinge sind 3 im Dreiländereck. Ich hab direkt alle 3 verschiedenen Sorten mitgebracht. Es gibt 3 unterschiedliche Stärken. Das Leichteste ist vorne gesetzt worden. Es gibt Blodne, Brun und Triple, das ist das Stärkste. Hast du ein Lieblingsbier? – Ich trink gerne das Dunkle. Ich fang mit dem an. Nimm dir eins, was du ausprobieren möchtest. Da können wir erst mal anstoßen. Wie sagt man? – À santé. Zum Wohl. – Zum Wohl. Das ist wirklich leicht. – Das ist lecker, ne? Das ist lecker und leicht. Das ist das Stärkste. Ich werd es nicht austrinken. Weil wir müssen mit der Ente noch weiter. – Du fährst. Oh ja. Aber auch noch gut trinkbar. Malziger irgendwie so ein bisschen. – Ja. So irgendwie, Anno 1216 schon. Gut Ding braucht Weile. – Ja. Zum Wohl. – Zum Wohl. Käse dazu probieren. – Ich kann gerade nicht mehr Käse. Käse war genug. Übrigens, das Val-Dieu-Bier ist das einzige Abteibier in ganz Belgien, weil es nach wie vor im Kloster gebraut wird. Nach überlieferten Rezepten der Mönche. Doch mittlerweile hochmodern. * Musik * Ohne chemische Hilfsmittel und Konservierungsstoffe werden hier mittlerweile 8 verschiedene Sorten gebraut. Insgesamt 27.000 Hektoliter im Jahr. * Musik * * Musik * Unser Tag im Herver Land geht langsam zu Ende. In einem Dorf in Ostbelgien haben Jenny und ich im Vorbeifahren aber etwas entdeckt, das uns neugierig macht. Also noch mal umdrehen. * Hupen * * Musik * Boah, wie sind die früher damit in Urlaub gefahren? Boah, mehrere Stunden. Ist schon nicht ohne. – Eine ganze Familie. – Ja, echt. Kurze Pause. – Ja, guck mal. Kurze Kunstpause. – Kurze Kunstpause. Ja, cool. Alter Zigarettenautomat, oder was? Kunstautomat. Tatsächlich gibts in der Region einige. Hier ist ein Kunsthof, die ihren eigenen geschaffen haben, wo wir ein bisschen Kunst kaufen möchten. Komm, machen wir doch mal. 7 Euro. Gut investiert. Ich mach mal hier. Kommt die hier rein, oder? Zack. Zack. Hast du einen Favoriten? – Einen Favoriten? Ich find das Frauengesicht ganz gut. Was hältst du davon? Nehmen wir die Frau. Krass, guck mal. Aber man kriegt die Kunst nicht auf. Ich will jetzt auch nicht einfach so aufreißen. Na komm. Ach, guck mal, das ist aber nett, mit Autogramm. Ich hab gedacht, das wär nur ein Bild, aber das ist richtig nett auf Holz gemalt. Cool. – Oder? Was für zu Hause. – Schönes Andenken. Komm, wir gehen mal weitergucken. Hallo, hi. – Hallo. Der Kunstautomat gehört zu einem alten Hof. Ganz offensichtlich ein Kunsthof. Und heute ist sogar Tag des offenen Ateliers. Die Besitzer Britta und Marcel Schoenen arbeiten hier als Maler und Bildhauer. Ich hab mich gefragt, sind wir in Deutschland oder in Belgien? Man merkt es meistens nur in der Atmosphäre hier in Belgien, die ist anders. Wie ist die, kannst du die beschreiben? Spontan würde ich sagen, gemütlicher. (Jenny) Laissez-faire. – Genau. Ich bin hier halb aufgewachsen in der Gegend. Ich bin zwar in Aachen groß geworden, auch halb hier und bin immer gerne in dem Land meiner Mutter gewesen. Weil es eine andere Atmosphäre hat. Ein bisschen frankofon, ein bisschen Urlaub. Das war im wahrsten Sinne ein 1. kleiner Eindruck von euch. Ihr habt gesagt, ihr habt ein Atelier. Können wir reinschauen? Sehr gerne. Kommt mit, gerne. * Musik * Der Schauraum des Künstlerpaares befindet sich in einer alten Scheune. An vielen Sonntagen öffnen sie die Tore ihres Hofs und geben Einblicke in ihre kreative Welt. * Musik * Das ist der Dom, ne? Von Aachen? (Marcel) Genau. Heimat. Da ist auch der Dom. Das ist der Dom von Aachen. * Musik * Wo lasst ihr euch denn inspirieren? Das Bild hier vorne z.B., das ist wirklich eine Wohnzimmeridee mit der Freundin gewesen. Das hier vorne ist Australien. Ich muss Sie kurz unterbrechen, ohne Flachs. Das ist unsere Tonfrau, das ist Vanessa. Leute, guckt mal. Wir bräuchten einen Gegenschuss. Oder? Da könnt ihr mir sagen, was ihr wollt. (Britta) Das passt. Ja, oder? * Musik * Der Lütticher Bahnhof, ein architektonisches Meisterwerk. Entworfen wurde er von dem katalanischen Architekten Santiago Calatrava. Mit dem Thalys oder dem ICE braucht man etwa 20 min von Aachen nach Lüttich. * Musik * Bevor wir die Stadt entdecken, gehts für uns aber erst mal in die Luft, in einem der größten Freifall-Simulatoren Europas. Ich hab weiche Knie und bin echt aufgeregt. Jetzt gehts hier noch mal in Lüttich hoch hinaus direkt. Okay. – Schön. Als Erstes musst du den Helm aufsetzen und den Kopf zurück. Perfekt. Bist du startklar? – Ja. Als Anfänger geht man nicht allein in den Flugsimulator. Juan gibt mir Starthilfe. * Musik * Der Windstrahl von unten ist mehrere 100 km/h schnell. Deshalb ist die richtige Körperhaltung hier ganz wichtig. * Musik * Ein unglaubliches Gefühl der Schwerelosigkeit. * Musik * Jetzt will Juan noch mehr mit mir wagen, einen "Tornado" fliegen. Es geht rauf in 10 m Höhe, wie beim Fallschirmsprung, nur ohne Flugzeug. * Musik * Was ist das für ein Gefühl? * Musik * Der ist richtig verrückt hier. You’re so crazy. Das hat so viel Spaß gemacht. Auch der Tornado zum Schluss. The Tornado at the end. It was really crazy. Really strong. – Wenn Sie sich das trauen… Ich bin ja nicht immer der Mutigste, aber das kann man sich trauen. Wenn man jemanden wie Juan an seiner Seite hat, geht nichts schief. Vielen Dank. Das war toll. Sehr gerne. Bis zum nächsten Mal. * Musik * Dann zeigt uns Juan noch, was man beim Indoor-Skydiving als Profi so alles machen kann. * Musik * * Musik * Lüttich, die 1.000-jährige Stadt an der Maas. Im Mittelalter war Liége, wie es auf Französisch heißt, Sitz mächtiger Fürstbischöfe. Bis heute ist die Stadt das kulturelle Zentrum der Wallonischen Region Belgiens. Über Jahrhunderte stand Lüttich im Zeichen von Kohle und Stahl, wird deshalb auch die brennende Stadt genannt. * Musik * Der Reiz von Lüttich liegt darin, dass Lüttich total vielfältig ist. Die Stadt ist nicht aufgeräumt. Du kommst hier nicht rein und denkst, hier ist alles geordnet. Sondern das ist alles gewachsen, sehr organisch. Die Stadt hat Patina. Es gibt eine ganz tief zurück- liegende industrielle Geschichte. Lüttich war die wichtigste Stadt während der Industrialisierung. Und eigentlich Kernpunkt in Europa. Cockerill ist ein wichtiger Name. Hier gab es Hochöfen, und hier wurde gearbeitet. Das sieht man, kann man an der Architektur ablesen. Es ist rußig, es ist charmant, weil es nicht so aufgeräumt ist. Das Unaufgeräumte ist das Schöne am Ende. Man muss sich drauf einlassen. – Absolut. Es gibt viel alte Architektur, Gründerzeit, Art déco. Und es gibt viele kleine Gassen, die einladen, zu entdecken. Wenn man mit viel Neugier herkommt, dann wird man dafür immer belohnt. Neugier habe ich dabei, Entdeckertum ist auch vorhanden. Ich würde sagen, wir können eintauchen. Wo gehen wir als Erstes hin? – Ins Carré. Lüttich ist eine Stadt, sagt Jenny, die sich ständig verändert. So richtig weiß man nie, was einen hinter der nächsten Straßenecke erwartet. Wir laufen jetzt durch eine Verbindungsstraße im Carré. Straße, ganz eng, ne? – Ja, der engsten Gasse. Und wir sind in der Neuvice. * Musik * Das ist die Straße des Kunsthandwerks. Berühmt ist Belgien für Schokolade und Pralinen. Hier in der Altstadt betreibt Mélanie Lemmens eine Schokoladenmanufaktur. * Musik * Melanie ist eigentlich Kunsthistorikerin mit einer großen Leidenschaft für Schokolade. Neben feinsten Pralinen kreiert sie auch solche Einhornpupse. Im Workshops zeigt sie großen und kleinen Schokoladenfans, wie es geht. * Musik * Zu den Verkaufsrennern wurden ihre Moustaches, Schokoschnurrbärte am Stiel. Es gibt die Modelle Einstein, Hercules Poirot und Chuck Norris. Bonjour. – Bonjour. – Bonjour. Bonjour. Wie gehts? – Gut, und euch? Danke. Sehr gut. Ich hab mich gefragt, ich hab einfach Bonjour gesagt. Spricht man Französisch oder Englisch? Ein klein bisschen Deutsch. – Bisschen Deutsch auch? – Ja. Wollen Sie ein Schokolade probieren? – Merci. – Merci. Ich habe dunkel Schokolade aus Vietnam mit Ingwer, mit Tee, Kaffee oder Pfeffer. Ich habe Karamell, ich habe Schokolade mit Nuss. What is a typical belgian style? Was ist typisch, oder ist das alles typisch? – Alles. Das ist alles typisch belgisch. – Okay. Dann nehmen wir 2 mit Karamell, geht das? – Oui. Ich hab einfach mal 2 mit Karamell. – Ja, super. Hört sich klassisch an. – Auch Karamell? – Karamell, ja. Selbst Karamell. – Karamell. Danke schön. Merci. Stoßen wir jetzt so an? – Ja. Lecker, ne? Wunderbar. – Wirklich toll. Fantastique. – Danke. Wenn man so guckt, hier so viele verschiedene Experimente auch so, ne? Nicht einfach nur die Praline, sondern auch viele andere Sachen. Dahinten sehe ich ein Einhorn z.B. Lass uns mal ruhig… – Sollen wir uns umgucken? Noch mal weitergehen. – Ja, sehr gerne. Wo ist das Unicorn? – Das ist auch gut hier. Ah. Noch nie so einen leckeren Schnäuzer gehabt. Ah. Can we try? Yes? Merci. – Oh. Vielen Dank. Ich hab den… – Wie siehst du aus? Ja, auch gut. * Musik * Der berühmteste Sohn Lüttichs war der Schriftsteller Georges Simenon, der Erfinder von Kommissar Maigret. Bei einem Rundgang kann man auf seinen Spuren wandeln. In den letzten 20 Jahren hat sich in Lüttich eine urbane Kunstbewegung etabliert. Street Art, die wird sogar gefördert. * Musik * Zu den schönsten Exemplaren gehört diese Siegertaube eines Lütticher Züchtern. Mehr als 30 legale und geförderte Kunstwerke gibt es mittlerweile. Die meisten im Arbeiterviertel Outremeuse, auch eine Art, Lüttich zu entdecken. * Musik * Hausbesitzer verpflichten sich, 5 Jahre lang ihre Fassade nicht zu überstreichen. Man kann die Graffitis auf eigene Faust erlaufen oder bei einer Führung mitmachen. * Musik * An manchen Tagen, sagt Jenny, stehen die Leute vor dieser Bäckerei Schlange, und zwar um die berühmte Lütticher Waffel zu ergattern. * Musik * Die Lütticher Waffel ist aus Hefeteig, die trieft, ist schwer, da sind Zuckerstückchen, die karamellisieren. Sind das die, die man hier sieht? – Ganz genau. Wollen wir 2 probieren? – Auf jeden Fall. Nehmen wir 2 mit. You want a waffle? – Yes. Zimt oder Vanilla? – Vanilla. Guck mal, die werden noch mal warm gemacht. There we are. This is for you. Merci. Merci. So. Jetzt aber. – Ja, kann es kaum erwarten. Oh, das sind wirklich sehr, sehr gute. Mh. Echt toll. – Und was für ein schöner Laden. Ich finde das immer so schön, wenn das so angerichtet ist draußen, wenn man dann so sieht im Schaufenster hier, ja, da will man direkt alles mitnehmen. Finde ich auch. Gleich gegenüber, eine belgische Frittenschmiede. Da stellt sich doch die Frage, schmecken die Kartoffelstäbchen hier eigentlich besser als in der niederländischen Nachbarstadt Maastricht? Sagst du denn, du kommst ja aus Aachen, sagt ihr Fritten oder Pommes? Weil ich würde hier sagen Pommes. – Nee, das sind Fritten. Das sind, bei Belgien sind das auch Frites, Fritten, und wir Aachener sagen auch ganz klar Fritten. Pommes ist weit weg. – Ruhgebiet. Wir hätten gerne einmal Fritten mit Lütticher Soße, bitte. Ja, wer hat sie denn nun erfunden, die Fritten? Die Belgier waren zumindest schon mal eins der ersten Völker in Europa, die Kartoffeln angebaut haben. Man sagt, dass in der Region die Fritten entstanden sind, als die Fischer keine Fische mehr aus den umliegenden Seen fischen konnten, weil alles vereist war. Und das alles immer frittiert worden ist, und die kurzerhand auf die Idee gekommen sind, die Kartoffeln in Scheiben zu schneiden, zu frittieren. Voilà, die Fritte war geboren, ist entstanden. Also okay, der Belgier soll die Fritte erfunden haben? – Sagt man. Ob das jetzt geschichtlich wirklich so hinterlegt werden kann… Aber es ist auf jeden Fall eine schöne Anekdote, die in der Region erzählt wird. Der haut die Soße da drauf. Er meint es gut mit uns. Ich hab einmal Soße mit Pommes bestellt, glaube ich. Oder Fritten. – Aber das muss richtig triefen. Ich seh schon, das muss triefen. Jetzt haut er auch noch Mayo drauf. Bitte schön. – Merci. Merci. In Belgien frittieren wir sie 2-mal. Beim 1. Mal bei 140°, danach kühlen sie etwas ab, und beim 2. Mal werden sie bei 180° frittiert. Die besten belgischen Fritten werden in Rinderfett gebadet. Au revoir. – Au revoir, tschüs. – Tschüs. Das ist so sympathisch, dass die alle ein paar Worte Deutsch sprechen. Wir gehen ein Stückchen zur Seite. Bisschen süß, aber auch sehr zwiebelig. Also man muss Zwiebeln mögen. Aber ich finds lecker. Aber ganz allein schaff ich nicht, ist noch was fürs Team gleich über. Da könnt ihr euch freuen. Aber jetzt machen wir noch ein paar Meter. Ja, wir haben noch viel vor. In Lüttich locken Kneipen, Museen und Galerien viele Besucher in die Stadt. Und hinter alten Mauern warten junge Brasserien mit selbst gebrautem belgischem Bier. * Musik * Der Anblick. Du hast… Altobelli. * Musik * Und da gibts keinen anderen Weg? – Nein, auf keinen Fall. Das ist der einzige Weg nach oben. Ich mach mal ein bisschen frei hier. Also, 1, 2, 3 haben wir schon, 4, 5, 6, 7, 8, 9. Kann ja nur besser werden. Die Treppe führt von der Altstadt zu den höher gelegenen Wohnvierteln und hat eine Steigung von bis zu 30%. Anstrengend, nicht nur für Touristen. Hier wohnen ja tatsächlich die Leute, wie man auch sieht. Wenn du hier Postbote bist, ist natürlich auch ne Nummer, ne? Wenn man das so für sich prüft, wir sind echt außer Atem. Wenn ich mir vorstelle, dass kein Wasser mehr zu Hause ist, die Milch alle… – Kacke, ich hab die Milch vergessen. Gebaut wurde die Treppe Ende des 19. Jhs., um den Soldaten der oben liegenden Zitadelle einen schnellen Zugang zur Innenstadt zu ermöglichen. Na ja, schnell ist relativ. Aber es ist nicht mehr viel, das ist das Beruhigende. Alles klar. – Endspurt. Ja, du hast gesagt Spurt. – Ah, okay. * Musik * Wo hast du den Turbo jetzt noch mal rausgeholt? * Musik * Aber es hat sich gelohnt. – Definitiv. Die letzten Meter lohnen sich wirklich. Wenn Sie auf halber Strecke meinen, ich mach nicht mehr. Doch, die letzten Meter, weil jetzt sieht man erst mal alles. Ein tolles Schlussbild, könnte man sagen. Passt auch, denn wir sind am Ende der Sendung. Das freut mich. Können wir doch gemeinsam Tschüs sagen, mit dem letzten Atem. Danke für den Besuch in der Wallonie. Ein Dreiländereck, das uns atemlos macht. Vielen Dank, dass Sie dabei waren. Danke an dich und bis zum nächsten Mal. (beide) Tschüs. * Musik * Copyright WDR 2024

19 Comments

  1. Leute. Ich freu mich euch wieder ein Stück NRW zeigen zu dürfen!! 🫶🏼❤️ und wir schauen auch zu unseren Nachbarn 🇧🇪🇳🇱 viel Spaß mit der Folge!

  2. Hi Daniel,

    Vielen Dank an dich und das Team im Hintergrund. Ich selbst hab auch lange Zeit sehr nah am 3 Ländereck gelebt. Alles daran ist wunderschön und zwar im Sommer als auch im Herbst/Winter ich kann es jeden nur empfehlen dort mal ein bisschen Zeit zu verbringen.

    Grüße

  3. Hallo Daniel und Kamerateam von Wunderschön. Wie schön, wieder in meiner Gegend gedreht zu haben. Ich komme aus Wijlre, das in der Nähe der Gemeinde Gulpen liegt. Vaals und Valkenburg. Wohin Sie oft kommen und natürlich Maastricht. Grüße von Richard. 🖐😃👍 🍺🍺🍺🍺

  4. Rocky-Daniel! Datt passt schön, datte widda da bis. 🙂 Und was für eine wirklich wunderschöne Reise. Als geborener Mönchengladbacher war ich oft mit dem Rennrad dort unterwegs, und kein Besuch in Liege natürlich ohne Waffeln und Fritten. Ich liebe diese Stadt. Total spannend, entspannt und natürlich Herz des wallonischen Radsports. 😘

  5. Ahh, vielen Dank für den tollen Film! Ich selbst lebe gleich um die Ecke am 3 Ländereck und kann es nur empfehlen hier in dem Umkreis Urlaub
    zu machen oder auch mal kurz vorbeizuschauen und zu Entspannung 🙂

  6. Wer vom Team kam auf Idee Musik (3:13)von der Band The Dead South (In Hell I'll Be In Good Company) zu verwenden? Klassse Auswahl, der Mann/Frau/Furry verdient ne Gehaltserhöhung.

  7. Wieder ein schöner lebendiger Beitrag mit Daniel Aßmann. Ich lebe in einem anderen Dreiländereck (Deutschland, Schweiz, Elsass), aber in Aachen und in der Eifel war ich auch mal kurz und mir gefällt die Landschaft dort besser, da ich keine Berge mag, eher Wiesen, ein paar Hügel und etwas Weitblick. Die wohltuende Lässigkeit der Belgier ist mir im Urlaub in Südfrankreich schon aufgefallen: sehr aufgeschlossene freundliche Menschen und sie haben eine ähnliche lässige Toleranz wie die Franzosen, ohne arrogant zu sein. Die Niederländer sind auch tolerant und lässig, aber doch wieder anders als die Belgier, sie springen mehr auf die woke Schiene ab.

  8. 12:30 …welche "Deutschen" meint der Eismann wohl, die viiielen dunkel behaarten u sonnengebräunten "Kulturfremden", die nach Ch.Wulff, mittler Weile zu Deutschland gehören oder doch eher die hellhäutigen "Hans, Peter oder eine Lieselotte"?…wir wissen es nicht…

  9. Ach was für eine schöne Folge über meine Heimat. Ich lebe in Aachen und hab viele tolle Ideen bekommen. Nächsten Sonntag mit dem Fahrrad nach Aubel ❤
    Vielen Dank für die tollen Tipps

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