Die ganze Sendung quer mit u.a. Stromtrassen die Flutpolder ausbremsen, einer Koalition ohne Liebe, Neubauten ohne Telefon und Internet sowie einem fetzigen E-Manta. All das gibt’s nur einen Klick entfernt in der ARD Mediathek: https://1.ard.de/quer?yt=vd

    An der Umgehungsstraße der B19 für Markt Giebelstadt in Unterfranken plant das staatliche Bauamt seit fast 40 Jahren. Kurz vor Abschluss der Planungen hieß es plötzlich: die Trasse könnte den Lebensraum des Feldhamsters und des Greifvogels Wiesenweihe beeinträchtigen, das Verfahren wurde gestoppt. Das Vertrauen der Bürger in die Lösungskompetenz der Behörden ist erschüttert: 12 000 Fahrzeuge rollen täglich durch den Ort, mehrere Verkehrstote gab es in den letzten Jahren. Wie viele Jahrzehnte soll das Planungsverfahren noch dauern?

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    Es gibt da ein Problem in Giebelstadt bei Würzburg, das die Generationen verbindet. Schon mein Großvater, mein Vater, hat Stunden damit verbracht. Jetzt bin ich schon die zweite Amtsperiode im Gemeinderat und meine Tochter ist auch schon federführend mit dabei. Ein Problem, das einfach nicht verstummen will. Sie merken es selber, wie laut das ist.

    Die Gefahr, die direkte Gefahr für die Kinder, für die Schüler, die sich auf der Straße bewegen, für die alten Menschen, die langsamer über die Straße gehen, ist das Weitere. Die Giebelstädter ärgern sich seit Jahrzehnten über den Verkehr auf der Bundesstraße B 19 mitten durch den Ort. Solche Geschichten …

    * laute Hupe * Auch das passiert dann immer. Da fehlen einem die Worte. Die letzte Zählung hat ergeben: 13.000 Fahrzeuge am Tag. Die Giebelstädter fordern nur eines: Die Umgehungsstraße. Es gibt keine Alternative. Eine Umgehungsstraße, im Westen. Das haben die Behörden doch bestimmt schon geprüft in all den Jahren?

    “1979: Zwischen Giebelstadt und Euerhausen wird die B 19 verlegt.” Die Landwirte haben dafür im Bereinigungsverfahren über 10 Hektar Land bereitgestellt. Da waren wir sicher, dass das losgeht. Nur dann kommt erst mal die Wiedervereinigung. Straßenbauprojekte in den neuen Bundesländern werden priorisiert. Die B-19-Umgehungsstraße muss warten. Und warten. Und warten.

    2010 machen die Giebelstädter im BR ihrem Ärger Luft. Meine Bitte ist ganz einfach an die Politiker, dieses Projekt voranzutreiben mit größter Priorität. Die Politik verspricht: Die Umgehungsstraße kommt. Ich hoffe, dass wir 2014, 2015 mit dem Bauen anfangen können. Trotzdem bleiben Zweifel. Jetzt sind Sie noch ein junger Mann.

    Glauben Sie, Sie erleben das noch? – Ich hoffe, ich erlebe es noch. Jetzt bin ich schon ein älterer Mann und kein junger mehr. Das sieht man an dem Unterschied doch. Der Markt Giebelstadt wartet weitere Jahre und fühlt sich v.a. im Ortsteil Euerhausen gefährdet. Allein hier sechs Verkehrstote. Wie viele Einwohner? – 250 Einwohner.

    Alles innerhalb der Ortsschilder? – Innerhalb der Ortsschilder. Was muss denn noch passieren? Ich kann’s nur immer wieder sagen. Ist das Nächste meine Tochter? Ist das Nächste ein Kind, der Opa, der Vater? Das ist absolutes Behördenversagen. Die Giebelstädter protestieren. Dann aber, 2020, kommt ein Planfeststellungsverfahren für die B-19-Umgehung. Pläne: check. Finanzierung: check.

    Fläche: check. Ja, dann? Wir haben Klage angedroht aus verschiedenen Gründen, weil die Planungsunterlagen so schlecht waren. Schlecht geplant, nach all der Zeit? Der BUND Naturschutz konstatiert: Eine Beteiligte wurde kaum befragt. Die seltene Wiesenweihe. Die finden auf den Äckern hier im Landkreis, v.a. im südlichen, ihren Lebensraum und leben dort im Winterweizen, Wintergerste.

    Seit vielen Jahren haben wir auf diese Problematik hingewiesen. Die Regierung von Unterfranken, die in den Jahrzehnten die Straßenplanung verwaltet hat, reagiert letztes Jahr und stoppt das Planfeststellungsverfahren. Wissen Sie, für mich ist das nicht erklärbar. Die planen 40 Jahre an der Trasse, natürlich mit Unterbrechung, arbeiten sämtliche Neuerungen ein, gehen ins Planfeststellungsverfahren

    Und plötzlich kommt der Stopp. Lassen da Übermillionen an Planungskosten auflaufen und sagen dann: “Ah, aber jetzt stopp.” Das könne nun mal passieren in so einem Planfeststellungsverfahren, antwortet die Regierung von Unterfranken schriftlich: Erhebliche Beeinträchtigung. Das übertrumpft den Straßenbau. Was haben die denn die letzten 40 Jahre dann getan? Haben die da nichts abgewogen?

    Sind da keine Gutachten erstellt worden? War’s das mit der B-19-Umgehung? Der Würzburger Landrat setzt sich bei der Regierung von Unterfranken weiter für sie ein. Jede der Trassen in der Alternativflächenprüfung, in der Variantenabwägung wird Lebensraum zerstören, das ist uns völlig bewusst. Wenn Lebensraum zerstört wird, dann muss man in der Abwägung

    Schutzgut Mensch, Verkehrswirksamkeit der Straße, eben über die Kompensation dieses andere Schutzgut Umwelt-Natur und Artenschutz kompensieren können. Fragt sich nur, welche Giebelstädter Generation die Lösung dieses Problems erleben wird.

    28 Comments

    1. Die Verkehrs(lärm)belastung wäre für die Giebelstädter sicherlich erheblich geringer, wenn die Einwohner den durchlaufenden Verkehr nicht durch mutwillig auf der Straße geparkte Fahrzeuge künstlich behindern würden…🤦‍♂

    2. Ja, so ist das Leben auf dem Dorf. 13.000 Fahrzeuge, 6 Tote. Äh, ja – traurig. Und? Tote im Straßenverkehr sind normal, das gehört dazu – die Mehrheit will das, sonst hätten wir längst Tempo 30 überall dort, wo Menschen sind. Und 13k Fahrzeuge sind doch lächerlich wenig, dafür eine Umgehungsstraße bauen und Flächen versiegeln geht gar nicht! Und was das kostet, für 250 Nasen die es gerne bisschen lauschiger in ihrem Dorf hätten. Der Stadtteil in dem ich lebe, heißt auch was mit …dorf, vor der Tür habe ich laut letzter Zählung 16.000 Fahrzeuge am Tag, in 5min Fußläufiger Entfernung wären dann noch Zählstellen mit 57.000, 26.000 oder 36.000 Fahrzeugen am Tag. Bekommen wir auch Umgehungsstraßen? Oder können wir wenigstens die Leute vom Dorf mal irgendwie mit dem Konzept "U-Bahn Park and Ride" vertraut machen? Wenn die mit auswärtigen Kennzeichen weg wären, wäre schon viel erreicht. Übrigens mussten wir Anwohner die Lärmschutzmaßnahme für die von der Bahn ausgebaute Güterbahnstrecke zu 50% selbst bezahlen. Das wäre doch auch mal eine Idee für das Dorf im Beitrag: Zahlt die Hälfte selber, dann fällt es dem Staat viel leichter Geld in die Hand zu nehmen.

    3. Weiß gar ned wo das Problem ist. Da hat jeden Werktag ein anderer der Opas zufällig eine Panne, einen technischen Defekt, einen Plattfuß am Ortseingang mit seinem Traktor, bei dem leider der Hänger etwas schräg zu stehen kam und alle Äpfel, Dung oder gerade gefahrener Schutt leider auf die Straße rutschten und es dauert ein paar Stunden ihn wieder flott zu machen. 3-4 Wochen lang jeden Tag ein 8.000+ Fahrzeuge-Stau, der die ganze Umgebung lahmlegt und es bewegt an anderer Stelle sich sicher was…

    4. In Lüdenscheid ist der Winterschlaf des Feldhamsters auch wichtiger als der Schlaf und Abgasbelastung der Anwohner durch den massiven Verkehr 🚚🚚🚚🚚🚚🚗🚗🚗🚗 … 🤦‍♀️😖

    5. 1:00 Es gibt doch eine Alternative: 20 kmh und mehr Platz für umweltfreundliche Verkehrsteilnehmer. Man muss wegkommen davon, immer mehr Straßen zu bauen. Mehr Güter auf die Schiene würde die LKW reduzieren, momentan werden es jedes Jahr mehr.

    6. Bei uns hört ja ja auch einfach die a1 einfach auf dann geht ein Stück Bundestraße weiter damit man wieder auf die Autobahn kommt und dazwischen liegen 20km

    7. Eine Enteignung wird problemlos am Wochenende beschlossen. Aber so eine Straße braucht eben Jahrzehnte. Deutschland hat beispielsweise den NEAT Vertrag zum Alpentransit klar gebrochen und Sanktionen gegen Deutschland sind überfällig.

    8. Warum kann ich nicht, wie üblich, auf querde die komplette Folge angucken?

      Habe es es auf verschiedenen Betriebssystemen, in unterschiedlichen Browsern, mittels variierender Netzwerkzugänge und diverser Geräte getestet. Außer ein paar Bildchen mit Text präsentiert sich mir nichts. Was mache ich bitte falsch?

      Ich bin sauer – quer ist das einzige ÖRR-Format, das ich konsumiere. Und das funktioniert nicht wie erwartet… ach da ist ein Link zu ard de in der VIdeobeschreibung, na super!
      Wäre es ZU VIEL VERLANGT DIESE VERLINKUNG AUF QUERDE ANZUBIETEN, ODER EINFACH GLEICH DAS ZEUG AUF DER URSPRÜNGLICHEN URL LAUFEN ZU LASSEN?

    9. Hätte es doch in den letzten 40 Jahren bloß mal einen autofreundlichen bayerischen Bundesverkehrsminister gegeben, dann wäre das Problem längst erledigt. Nur einen, der hätte ja gereicht.

    10. Umgehungsstraßen sorgen in den Gemeinden, die sie bekommen, für viel Ruhe! – Soviel Ruhe, wie keiner haben will! Sobald der Druchgangsverkehr weg ist, sind sämtliche Geschäfte im Gemeindekern nach 1/2Jahr pleite. Insbesondere die Gastronomie geht recht bald den Bach hinunter.
      Ich bin in Deutschland viel herumgekommen, und es war manchmal unheimlich, den Zustand so mancher Gemeinde vor und nach Fertigstellung der Umgehungsstraße zu erleben. Und das Fahren war nicht schöner, wenn so nach und nach die eine oder andere Einrichtung, wo man gerne mal eingekehrt war, einfach so verschwand…..

    11. Die A33 bei Halle/Westf. erlitt auch wegen Fledermäusen im Tatenhausener Forst mehrere sehr teure Änderungen in der Trassengestaltung mit im Endeffekt weit höherem Flächenverbrauch als die ursprüngliche Variante. Und als die Sache endlich spruchreif war, hat die SPD-Landesregierung unter Frau Kraft noch einmal den Bau der Straße lahmgelegt. Unter der nachfolgenden CDU-Regierung erfolgte dann endlich nach über 50-jähriger Planungsphase der Lückenschluß zur niedersächsischen Grenze. die Fledermäuse waren wahrscheinlich auch nur ein Vorwand für die Ökos, den Rest der Bürger mit ihren Machtdemonstrationen drangsalieren zu können – ich weiß es nicht?

      Ob heute noch im Tatenhausener Forst Fledermäuse sind, weiß ich nicht. Komischerweise war mir der Tatenhausener Forst immer unheimlich. Ich bin nie gerne da gewesen. Ich hätte daher nichts dagegen gehabt, wenn wahrscheinlich Milliardenbeträge an Steuergeldern gespart worden wären, indem man die erste Variante praktiziert hätte und man dadurch die Jahrzehnte währenden täglichen kilometerlangen Staus auf der Landstraße vermieden hätte.Es wäre sicher der bessere Beitrag zum Umweltschutz gewesen! Da kann man sich bei den Ökospinnern und den SPD-geführten Regierungen herzlichst bedanken für viel Luftverpestung!

    12. Das Gute daran ist, dass ich nicht dort wohne. In diesem Fall wäre längst eine Sprengladung unter der Strasse vor dem Ortsschild hochgegangen, so dass eine Baumassnahme zwingend geworden wäre!!!

    13. Mehr und bessere Verkehrsinfrastruktur führt zu mehr Verkehr, wodurch mehr und bessere Verkehrsinfrastruktur benötigt wird. Überall kann man nicht eine Umgehungsstraße bauen und dort wird das Problem dann leider schlimmer. Die meisten stören sich am Verkehr, auf das Auto verzichten will aber keiner. Was man mit Sicherheit sagen kann, besser wirds die kommenden Jahrzehnte nicht 😉

    14. Warum stehen eigentlich auf der Hauptstraße zwei Traktoren? Gibt es für diese keine anderen Stellplätze? Und dann noch „zufälligerweise“ im Bereich wo der BR filmt, damit es auch ja Stau für das Filmteam gibt… Aber sowas wird komischerweise nicht angesprochen. Ich wage zu bezweifeln, dass diese Traktoren dort auch stehen, wenn kein Filmteam vom BR im Dorf ist. Die Traktorenbesitzer die ich kenne stellen ihre Traktoren immer in einer eigenen Garage, Scheune oder mindestens auf dem eigenen Grund und Boden ab und nicht auf der Dorfhauptstraße um Verkehrshindernisse zu bereiten.

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