Im Alter ein eigenes Haus besitzen, aus dem sie niemand rausschmeißen kann – das war der große Traum von Pénélope. Diesen Traum hat sie sich mit ihrem eigenen Tiny House in Endersbach bei Stuttgart verwirklicht. Seit November 2022 lebt sie nun auf 28 m² in ihren eigenen vier Wänden.

    Der Weg zu ihrem Eigenheim war allerdings lang und steinig. Nach dem Auszug ihrer Kinder lebte Pénélope zunächst in einer kleinen Wohnung in Stuttgart zur Miete. Doch die Möglichkeit, dass man ihr kündigen könnte, ließ in ihr den Wunsch wachsen, in einer eigenen Immobilie zu leben. Als Rentnerin wollte sich die 68-Jährige auf keinen Fall mit Schulden belasten. Schließlich kam sie auf die Idee mit dem Tiny House.

    Die größte Herausforderung war allerdings, einen geeigneten Stellplatz für ein Häuschen zu finden. Rund drei Jahre dauerte die Suche. Pénélope holte sich Unterstützung von einem Planungsbüro, das Menschen bei der Realisierung ihrer Tiny House Projekte hilft. Schließlich konnte das Planungsbüro den Kontakt zu ihrem jetzigen Stellplatzvermieter herstellen. „2021 habe ich mein zukünftiges Zuhause zum ersten Mal gesehen und ich wusste sofort: ‚Hier will ich bleiben‘“. Das Grundstück konnte sie für zunächst 15 Jahre mieten. Der Grundstücksbesitzer ließ für sie sogar Wasser-, Strom- und Telefonleitungen legen.

    Das Tiny House steht auf einem Fundament aus sechs Betonquadern, die in den Boden gelassen sind. Um die Baugenehmigung kümmerte sich ebenfalls das Planungsbüro. Die Außenwände von Pénélopes Tiny House konnten innerhalb eines Tages auf dem Grundstück aufgestellt werden. Schon nach rund zwei Monaten Innenausbau konnte sie einziehen. Zu den genauen Kosten möchte sich Pénélope nicht äußern. Je nach Größe und Ausstattung sind Tiny Houses in der Regel ab 65.000 Euro zu haben.

    Pénélopes Minihaus hat eine Grundfläche von 28 m². Die Maße waren aufgrund von Bauvorschriften von vornherein festgelegt. „Für mich reicht das völlig aus, aber ich musste schon ein bisschen reduzieren. Da wird einem bewusst, was wirklich wichtig ist.“ Pénélope hatte Glück: Der Grundstücksbesitzer vermietet ihr zusätzlich einen Schuppen, den sie teilweise nutzen kann. Dadurch hat sie trotz Tiny Living etwas mehr Stauraum. Das ganze Haus ist am Stück transportierbar. Auch wenn Pénélope sich keine Sorgen machen muss – sollte sie einmal mit ihrem Tiny House nicht mehr auf ihrem aktuellen Stellplatz stehen können, kann das komplette Haus mit einem Lastwagen abtransportiert werden.

    Geheizt wird das Tiny House ausschließlich mit Strom. Pénélope hat eine Fußbodenheizung und an der Decke hängen Infrarot Panels, die die beiden Räume aufwärmen. Besonders wichtig war Pénélope, dass natürliche Baustoffe verwendet werden. Das Haus ist komplett aus Holz, die Farbe an den Wänden ist Kreidefarbe, der Boden nur geölt und auch die Fenster sind aus Holz. „Es ist einfach ein ganz anderes Wohngefühl, wenn man in einem Holzhaus lebt. Es riecht anders und fühlt sich auch total toll an.“

    Bei ihrem Holzhaus hat Pénélope auch selbst Hand angelegt. Insgesamt 102 Latten hat die Außenverkleidung des Hauses. Pénélope hat jede einzelne davon zwei Mal mit roter Farbe gestrichen. „Ich wollte ein Schwedenhäuschen, deshalb die rote Farbe. Und es ist natürlich ein tolles Gefühl zu wissen, dass ich jedes einzelne dieser Bretter meines Hauses in der Hand hatte.“
    Und noch einen Traum konnte Pénélope sich in ihrem Tiny House verwirklichen: oben schlafen.

    „Ich wollte als Kind immer ein Stockbett, deshalb liebe ich mein Schlafloft. Das habe ich mir immer gewünscht.“ Natürlich hat sich Pénélope auch Gedanken gemacht, ob ein Bett auf einer Hochebene wirklich altersgerecht ist. Doch sie hat sich entschieden, die Dinge einfach auf sich zukommen zu lassen und dann entsprechend zu reagieren: „Ich lebe jetzt“. Sie hofft, in ihrem Tiny House bis zum Schluss wohnen bleiben zu können.

    Ein Film von Marina Schulz (Redaktion), Enno Endlicher, Lukas Steinki (Kamera), Cécilia Marchat (Ton), Daniela Schramm Moura (Schnitt). Produktion: EIKON Media GmbH, im Auftrag des SWR.

    00:00 Für die Rente ins Tiny House
    00:38 Wohnbereich
    04:27 Küche
    06:50 Badezimmer
    08:57 Schlafloft
    10:50 Garten

    Auf dem YouTube-Kanal von SWR Room Tour öffnen Menschen die Tür zu ihrem ungewöhnlichen Zuhause. Bei einem ganz persönlichen Rundgang erzählen sie Details zu Ausbau, Einrichtung und Architektur und sprechen über ihre Lebensphilosophie.

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    #TinyHouse #Rente #RoomTour

    22 Comments

    1. ich hab jahrelang auf 20qm gewohnt und kann nur raten für genügend Stauraum zu sorgen. Auch wenn man sich reduzieren kann, nervt es auf Dauer keinen Platz für Kram zu haben (der kommt ganz von allein wieder und gehört zum Leben dazu)

    2. Wohnen ohne Miete heißt der Titel ?
      Doch so wie ich das jetzt aus dem Beitrag rausgehört habe steht das Tiny Haus auf einem Grundstück zur Miete/Pacht oder liege ich falsch?

    3. Danke, aber für mich wäre so etwas nichts. Ich würde Platzangst bekommen! Meine Räume müssen groß sein, am liebsten übergroß und nicht vollgestopft. Als Gartenhäuschen, zum gelegentlichen Rückzug wäre es aber o.k.

    4. Wunderscxhön!
      Ein Traum, dieses Häuschen, bunt, liebevoll, warm und dennoch auf das wesentliche reduziert. Es war eine Freude zuzuschauen
      Tolle lebensbejahende Frau: "ich lebe jetzt und heute" 💚

    5. Genau das richtige, Hut ab minimieren immer gut. Wie haben ein Mobilheim,aber leider kein Erstwohnsitz. Wir sind jetzt Rentner die Kinder sind jetzt außer Haus, und wir denken schon lange über ein Microhaus,oder ein Modulhaus nach, aber das Problem ist ein Grundstück und ein Erstwohnsitz für so ein Haus zufinden.

    6. Ich bin sehr inspiriert, vielen Dank für den Einblick, liebe Frau Penelope! Demnächst werde ich 64, wohne in einem wunderschönen alten Bauernhaus mit 160m2 Wohnfläche und ca 2.500m2 Garten-/Grünfläche. Mein Wunschtraum, der in Erfüllung ging! Jedoch: Meine Erkenntnis seit einigen Monaten – ich bin nur am rödeln, putzen, arbeiten. Und brauche das alles nicht, ich lebe alleine. Ich habe erst vor einigen Tagen den Entschluß getroffen, mich von all dem zu trennen und radikal zu verkleinern. Dieses Video beflügelt mich zu handeln und stärkt mich in meiner Entscheidung!

    7. Wer keine Treppen geht, verlernt das Treppengehen. Und wer sich nicht fordert, verlernt den Rest auch noch. Also alles gut und richtig gemacht. So ganz im Nirgendwo wohnt Penelope auch nicht, wer weiß, vielleicht sind Kinder oder Freunde im Vorderhaus.
      Für mich selbst wäre das nichts, ich brauche mehr Platz. Aber wer damit klar kommt, Respekt und gute Entscheidung!

    8. Eines der spannendsten Videos bisher finde ich! Mir gefällt der "Schwedenhaus"-Look und Pénélope war eine sehr charmante Gastgeberin 😉 Beim Bett würde ich sicher ein Geländer brauchen aber mir gefällt die hohe Decke und die schöne Küche mit den Weinkisten, ich finde das Haus passt sehr gut zur Besitzerin!

    9. Ganz nett, aber nicht meins. Ein bisschen mehr Platz brauche ich schon. Mit so einen kleinen Kleiderschrank käme ich niemals aus. Man hat doch außer Klamotten auch Bettwäsche und Handtücher. Schon alleine ein dicker Wintermantel nimmt viel Platz weg. Wo werden die Schuhe untergebracht ? Auch wenn es vielleicht nur drei/vier Paar sind. Staubsauger, Besen usw. habe ich auch nicht gesehen. Wo trocknet die Dame ihre Wäsche im Winter ? Platz für irgendwelche Vorräte ist auch keiner da. Und was mir am allermeisten fehlen würde, ist der Kaminofen im Winter. Manche Tiny House Bewohner haben ja einen. Ich könnte und wollte nicht darauf verzichten. Im Grunde ist so ein Haus viel zu teuer. Eine Bekannte hat sich vor etlichen Jahren ein kleines Grundstück gepachtet und sich dort ein 60 qm "großes" Blockhaus hinstellen lassen. 2 Zimmer, Küche, Bad, eine Mini Diele und draußen ein Abstellraum für Fahrrad, Rasenmäher etc. Ihr Bad ist groß genug für Waschmaschine UND Trockner ( übereinander gestellt). Sie hat sogar eine spezielle Duschwanne, in der sie auch mal Baden kann. Im Schlafzimmer genug Platz für ein 140er Bett und einen 4 türigen Kleiderschrank. Das Wohnzimmer mit Kaminofen und alleine die Küche hat 15 qm. Platz genug für einen großen Kühl-Gefrierschrank Side by Side. Abwasser, Strom, Internet… alles da ! Und der kleine Garten von knapp 200 qm bietet noch Platz für ihren kleinen Hund . Für diesen Traum hat sie noch keine 50.000 Euro bezahlt. Dafür ist kein Tiny House zu bekommen… Wenn ich mich jemals verkleinern wollte, würde ich es eher so machen, wie meine Bekannte. Aber niemals ein Tiny House.

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